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Viele Angehörige kennen und nutzen gesetzliche Hilfen nicht Neues Gremium ordnet Angebote für Demenzkranke

15.09.2011, 04:27

Magdeburg (rgm). Mehr als 80000 Pflegebedürftige leben derzeit in Sachsen-Anhalt. Knapp ein Drittel von ihnen wird in Heimen betreut, der überwiegende Teil aber zu Hause durch Angehörige. Ihnen mehr Möglichkeiten zur stundenweisen Entlastung im zeitlich aufwändigen, körperlich und seelisch anstrengenden Pflegealltag zu bieten, ist Anliegen der im Sommer gestarteten "Koordinierungs- und Clearingstelle für Niedrigschwellige Betreuungsangebote im Land Sachsen-Anhalt".

Das neue Gremium will dazu beitragen, dass im Land flächendeckend zahlreiche neue bezahlbare Angebote entstehen, in denen Pflegebedürftige mit erheblichem Bedarf an allgemeiner Beaufsichtigung stundenweise durch ehrenamtliche oder freiwillige Helfer nach entsprechender Qualifizierung und Schulung sowie unter fachlicher Anleitung betreut werden können. Solche "niedrigschwelligen" Angebote können Betreuungsgruppen für Menschen mit demenziellen Erkrankungen sowie mit geistigen Behinderungen sein, oder ehrenamtliche Helfer- und Helferinnenkreise, die pflegende Angehörige stundenweise im häuslichen Bereich entlasten und unterstützen, aber auch familienentlastende Dienste.

Denn die gesetzlich verbriefte Möglichkeit, zusätzliche (Geld-)Leistungen für zeitweilige Hilfe von außen in Anspruch zu nehmen, wird von den Pflegebedürftigen mit erheblichem Betreuungsbedarf bisher zu wenig genutzt, sagt Mandy Waberer von der Landesvereinigung für Gesundheit, bei der die neue Koordinierungs- und Clearingstelle angesiedelt ist. 1200 bis maximal 2400 Euro im Jahr stehen insbesondere Demenzkranken, aber auch psychisch Kranken und geistig Behinderten für die zeitweilige eigene Betreuung und damit Entlastung der pflegenden Angehörigen zu. "Viele wissen davon gar nichts, aber vor allem mangelt es an entsprechenden Angeboten", so die LVG-Mitarbeiterin.

Künftig nötig sei eine Versorgungsstruktur, die vorhandene Leistungen bündelt und die Beteiligten vernetzt. Langfristig sollten vernetzte Pflegeberatungen, teilstationäre und stationäre Pflege, Ehrenamtsstrukturen und niedrigschwellige Betreuungsangebote in "Lokalen Netzwerken Demenz" münden, aus deren wohnortnaher und bedarfsorientierter Angebotspalette ein Anspruchsberechtigter wählen könne. Die Koordinierungs- und Clearingstelle verstehe sich als Partner jener Institutionen im Land, die wohnortnahe und vor allem auch bezahlbare Angebote entwickeln und vorhalten, sowie der Kommunen und Landkreise, die die Versorgung der Bevölkerung sichern müssen. "Unsere wesentlichen Aufgaben sind: Information, Beratung und Schulung, Entwicklung von Arbeitshilfen, (Vor)-begutachtung und Vernetzung", sagt die LVG-Mitarbeiterin. Ein weiteres Anliegen der Koordinierungs- und Clearingstelle sei es, ehrenamtliches Engagement - speziell für den Bereich der Pflege - im Land zu stärken und auszubauen. Das Projekt wird mit Mitteln des Ministeriums für Arbeit und Soziales gefördert.