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Volksstimme-Telefonforum zu depressiven Verstimmungen Gegen Burnout aktiv werden

12.11.2008, 05:01

Wer sich ständig müde, ausgebrannt und erschöpft fühlt, leidet meist auch stärker unter Schmerzen. Über die Diagnostik und Behandlung von chronischer Erschöpfungen und Depressionen informierten sich gestern zahlreiche Leser in einem Volksstimme-Telefonforum. Uwe Seidenfaden notierte einige Fragen und Antworten.

Frage: Ich habe schon seit Wochen Probleme beim Einschlafen. Am Tag fühle ich mich unausgeschlafen und erschöpft. Dazu kommen unklare Schmerzen im Brust- und Rückenbereich. Wo nde ich Hilfe?

Antwort: Sie sollten mögliche körperliche Ursachen der Beschwerden durch Ihren Hausarzt abklären lassen. Wenn keine organischen Ursachen gefunden werden, können Sie sich von Ihrem Arzt zu einem Psychotherapeuten überweisen lassen oder sich selbst in einer psychotherapeutischen Ambulanz anmelden.

Frage: Wegen familiärer und beru icher Probleme stecke ich in einer Lebenskrise, die sich auch in Symptomen wie Tinnitus und depressiver Stimmung äußert. Mein Arzt spricht von einem Burnout-Syndrom. Ich werde mit Medikamenten (Antidepressiva) behandelt? Kann man sie wieder absetzen?

Antwort: Wenn keine schwere Depression vorliegt, ist das durchaus möglich. Das Absetzen der Medikamente sollte aber in Absprache mit Ihrem Arzt erfolgen. Als Alternative bzw. als Ergänzung einer medikamentösen Therapie ist eine Psychotherapie ratsam.

Frage: Mein Vater hat Krebs. Die Operation hat er relativ gut überstanden. Er bekommt jetzt eine Strahlen- und Chemotherapie. Diese Therapien nehmen ihn sehr mit, so dass das Behandlungsregime schon mehrfach umgestellt werden musste. Er ist oft abgeschlagen und kraftlos. Mit dem gutgemeinten Rat, sich gut auszuschlafen, ist im leider nicht geholfen. Was kann man tun?

Antwort: Es ist leider gar nicht selten, dass Krebspatienten unter einen Zustand starker körperlicher, geistiger und emotionaler Erschöpfung leiden. In der Medizin wird das mit dem Begriff Fatigue-Syndrom beschrieben. Die Auslöser können vielfältig sein. Medizinisch abzuklären ist, ob beispielsweise eine Blutarmut oder hormonelle Veränderungen der Grund für die Symptome sein können. Zu berücksichtigen ist auch der Einfluss, den die Behandlungsmaßnahmen wie Strahlen-, Chemo- und Immuntherapien haben. Außerdem ist zu berücksichtigen, dass oftmals Ängste und Sorgen bei der Bewältigung der Krebserkrankung eine große Rolle spielen. Die Behandlung sollte deshalb die Gesamtsituation des Patienten berücksichtigen. Das schließt mehrere Elemente ein: Von einer Korrektur von Lebensgewohnheiten über eine Gesprächstherapie bis hin zu Entspannungsübungen und sportlichen Aktivitäten.

Frage: Welche sportlichen Aktivitäten sind während einer Krebstherapie zu empfehlen, um der körperlichen Abgeschlagenheit und Stimmungstiefs vorzubeugen?

Antwort: Die Aktivitäten sollten dem körperlichen Zustand angemessen sein – meist also eher leichte Entspannungsübungen sowie ein funktionelles Bewegungs- und Ausdauertraining. Patienten sollten ihre Kräfte gut einteilen und sich nicht überfordern. Generell wirken körperliche Aktivitäten sich positiv auf den Gesamtzustand des Krebspatienten aus als Bettruhe und Schonung.

Frage: Wie kann man den Alltag eines Krebspatienten erleichtern, der ständig müde und kraftlos ist?

Antwort: Bei besonders anstrengenden Tätigkeiten kann man durch einfache Mittel für Erleichterung sorgen: Man kann zum Beispiel im Sitzen duschen und auch andere Hausarbeiten im Sitzen erledigen. Dazu ist es ratsam, den Haushalt zusammen mit Angehörigen entsprechend umzugestalten. Man kann zum Beispiel längere Wege im Haus durch gelegentliche Sitzgelegenheiten erleichtern. Sinnvoll ist es auch, den Tagesablauf an die Schwächephasen anzupassen.

Frage: Meine letzte Chemotherapie habe ich vor drei Monaten bekommen. Dennoch fühle ich mich noch immer matt und abgeschlagen? Wann wird sich das wieder ändern?

Antwort: Auch mehrere Wochen nach einer Krebsbehandlung können noch Symptome wie Müdigkeit, Abgeschlagenheit und Kraftlosigkeit auftreten. Sie sollten Ihren Arzt bzw. Ihre Ärztin darauf hinweisen. Therapien sind möglich.

Frage: Ich bin alleinerziehende Mutter einer vierjährigen Tochter und arbeite im Schichtdienst, wo ich kaum Anerkennung durch meine Vorgesetzten bekomme. Ich spüre, dass meine Kraft immer mehr nachlässt. Inzwischen bin ich ausgebrannt und schleppe mich nur noch durch den Arbeitsalltag. Irgendwann werde ich aufgeben. Wie kann ich diesem Teufelskreislauf entrinnen?

Antwort: Erfolgsdruck und Mangel an sozialer Anerkennung bewirken Stress, der zu einem sogenannten Burnout-Syndrom führen kann. Dessen Endzustand ist nicht von einer schweren Depression zu unterscheiden. Wichtig ist es, die Probleme offen anzusprechen. Sagen Sie auch einmal nein, wenn die Anforderungen Sie zu überrollen drohen. Führungskräfte sollten ihre Verantwortung wahrnehmen, indem sie Rückmeldung, Anerkennung und Wertschätzung für die geleistete Arbeit der Mitarbeiter geben und so den Burnout verhindern. Führungskräfte müssen Mitarbeiter auch loben, Zielgespräche führen, sie über mittelfristige Pläne informieren und Transparenz über die Arbeit im Unternehmen schaffen.

Wichtig ist es für Sie auch, die sozialen Kontakte nicht zu vernachlässigen, sich regelmäßig zu bewegen, sich z. B. durch Yoga oder autogenes Training zu entspannen.

Frage: Seit drei Wochen ist meine adjuvante Chemotherapie abgeschlossen. Am Tag bin ich noch immer oft müde und in der Nacht komme ich nicht zur Ruhe. Was kann ich tun?

Antwort: Hilfreich in einem solchen Fall kann das Erlernen von Entspannungstechniken sein. Sie können sich danach im Krankenhaus, bei Ihrer Krankenkasse oder bei den Volkshochschulen erkundigen. Hilfreich ist außerdem ein gut strukturierter Tagesablauf, mit festen Zeiten zum Aufstehen und Schlafengehen. Wenn Sie im Krankenhaus sind, können Sie mit den P egekräften darüber sprechen, ob Sie die Zeiten beibehalten können.

Frage: Was kann man selbst tun, damit es erst gar nicht zu einer Depression kommt?

Antwort: Möglich ist es, dass Risiko des Ausbruchs einer Depression zu vermindern. Im Rahmen von Psychotherapien können Betroffene lernen, sich ihrer Gedanken bewusst zu werden – zum Beispiel nicht nur die negativen Seiten des Lebens zu sehen. Sie lernen, wie man sich auf das Positive im Leben konzentriert und wie man sich z. B. durch Musik und körperliche Aktivität motivieren kann.