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Rechtliche Folgen Vergleich bei Glyphosat erwartet

Steht der Agrarchemie- und Pharmariese Bayer im Mammut-Rechtsstreit mit US-Klägern vor einem Kompromiss?

17.01.2020, 23:01

New York (dpa/uk) l Die US-Klagewelle gegen Bayer wegen angeblicher Krebsgefahren von Unkrautvernichtern mit dem Wirkstoff Glyphosat reißt nicht ab, doch es könnte schon bald einen Vergleich geben. Der im Rechtskonflikt vermittelnde Mediator Ken Feinberg sagte dem Finanzdienst Bloomberg am Donnerstag, er sei „verhalten optimistisch“, dass innerhalb etwa eines Monats eine Einigung zwischen Bayer und den Klägern erzielt werden könnte.

Zu den Bedingungen eines möglichen Vergleichs wollte der US-Staranwalt, der im Juni als Verhandlungsführer verpflichtet wurde, sich nicht äußern. Die Bayer-Aktie+ legte am Freitag zu und gehörten zum Handelsstart zu den Favoriten im deutschen Leitindex Dax.

Nach Angaben Feinbergs ist die Zahl der Klagen inzwischen auf 75.000 bis 85.000 oder sogar noch mehr gestiegen. Dem widersprach Bayer jedoch in einer Stellungnahme. Bei der Zahl handele es sich um eine „spekulative Schätzung“, die potenzielle Kläger umfasse, die ein möglicher Vergleich umfassen könnte. Die Bayer bislang tatsächlich zugestellten Klagen hatte der Konzern zuletzt im Oktober mit etwa 42.700 angegeben, was bereits mehr als eine Verdopplung gegenüber Juli entsprach. Nun teilte das Unternehmen mit, dass die Anzahl zwar weiter gestiegen sei, aber „deutlich unter 50.000“ liege.

Bayer hatte sich 2018 mit dem über 60 Milliarden Dollar teuren Kauf des US-Saatgutriesen Monsanto immense Rechtsrisiken ins Haus geholt. Die ersten drei US-Prozesse wegen angeblich krebserregender Unkrautvernichtungsmittel von Monsanto hatte Bayer verloren und hohe Schadenersatz-Urteile kassiert. Der Konzern hat die Schuldsprüche jedoch angefochten und erhielt in einem Berufungsverfahren zuletzt Unterstützung von der US-Regierung, deren Umweltbehörde EPA das umstrittene Pflanzengift Glyphosat nicht als krebserregend einstuft.

Glyphosat hat durch seine enorme Wirkung auf die Höhe der Erträge auch in Europa eine weite Verbreitung gefunden. Ein Verbot innerhalb der EU könnte zu deutlichen Ertragsrückgängen führen. Durch die Bevölkerungsexplosion in Schwellenländern und vor allem Afrika sowie im arabischen Raum halten Befürworter ein generelles Verbot für verantwortungslos.

Nicht ausgeschlossen ist nach einem rechtsgültigen Vergleich in den USA, dass auch in Europa Schadensersatzklagen gegen die Hersteller eingereicht werden. Denn auch mit einem Vergleich könnten indirekt gesundheitliche Schäden bei Anwendern und Anwohnern bestätigt werden.

Glyphosat zählt zu den weltweit am meisten verwendeten Unkrautvernichtern. Vergleichbar wirksame Mittel stehen bislang nicht zur Verfügung. Im Jahr 2017 erhielt Glyphosat eine Verlängerung der Zulassung in der EU bis zum Jahr 2022. Aber 2023 wird mit einem Verbot in der EU gerechnet.