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Schlafend in die Ferne reisen Studie: Lohnt sich eine Nachtzug-Verbindung nach Spanien?

Mit einem Nachtzug lässt sich eine Distanz von 1000 Kilometern bequem im Schlaf zurücklegen. Europäische Großstädte wachsen buchstäblich über Nacht und über die Schiene zusammen. Auch Frankfurt, Karlsruhe und Barcelona sollten so verbunden werden, fordert ein Verein.

Von Martin Oversohl, dpa 16.02.2021, 23:01
Christian Beutler
Christian Beutler Keystone

Heidelberg (dpa) - In Frankfurt, Heidelberg oder Karlsruhe in den Zug einsteigen, einschlafen und in Barcelona wieder aufwachen, wenn der Frühstückskaffee duftet, das wäre 'was.

"Warum nicht mal ausrechnen, ob es sich lohnt?", hat sich eine französische Initiative gefragt, mächtig die Werbetrommel gerührt und eine Machbarkeitsstudie zur Nachtzugstrecke zwischen Main, Neckar, Rheintal und Spanien erstellt. Denn nicht nur die Corona-Krise hat das Reiseverhalten der Menschen verändert. Auch die Debatte über den Klimawandel hat die Renaissance des Bahnfahrens beschleunigt.

Die Studie des französischen Nachtzug-Vereins "Association Objectif Train de Nuit" wurde nun in Heidelberg vorgestellt. Laut Studie könnte sich die Investition in die Verbindung zwischen Katalonien und der Rhein-Main-Metropole durchaus lohnen. Es könne mit rund 164.000 Reisenden im Jahr gerechnet werden, heißt es darin. Außerdem soll eine Kombination aus Personen- und Güterwaggons mit dem stauintensiven Lkw-Verkehr auf der langen Strecke zwischen Spanien und Deutschland konkurrieren.

Beim Trend zur Nacht auf der Schiene ist die Deutsche Bahn bislang noch etwas außen vor. Sie hatte ihre Schlafwagen Ende 2016 mit Verweis auf die geringe Nachfrage ausrangiert. Nachbarländer wie die Schweiz und Österreich setzen dagegen auf Nachtzüge. Bahnunternehmen der Alpenländer betreiben bereits ein dichtes Netz von Nachtzügen, die die Schweiz zum Beispiel über Nacht mit knapp einem Dutzend europäischer Metropolen verbinden. Die Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB) haben dagegen die Lücke in Deutschland gefüllt und bieten Nachtzugverbindungen auch nach Italien, in die Schweiz, die Niederlande oder nach Osteuropa an. In Deutschland betreiben die ÖBB den Nightjet unter anderem auf den Strecken von Hamburg nach München und Zürich sowie von Berlin nach Zürich, die DB ist Vertriebspartner.

Auch sie will sich wieder stärker am Geschäft mit den Nachtzügen beteiligen. Gemeinsam mit der ÖBB, der Schweizerischen Bundesbahn (SBB) sowie dem französischen Staatskonzern SNCF will sie in den kommenden Jahren die Nachtzugverbindungen in Europa ausbauen. Schon im kommenden Dezember soll es möglich sein, per Nachtzug von Zürich über Köln nach Amsterdam zu fahren sowie von Wien über München nach Paris. Wiederum ein Jahr später soll von Zürich aus ein Nachtzug bis nach Rom fahren. Für Dezember 2023 sieht der Plan dann die Wiedereinrichtung einer besonders symbolträchtigen Verbindung vor: von Berlin bis nach Paris.

Auch die Franzosen wollen nicht zuletzt wegen ihrer sehr guten geografischen Lage das Potenzial von Nachtzügen stärker nutzen. Der Vorteil: die Investitionen sind vergleichsweise gering, da Schienen und Logistik bereits vorhanden sind. Deshalb beteiligt sich die SNCF auch an der jüngsten französischen Machbarkeitsstudie, wie die offizielle Unterstützerin, die Heidelberger Grünen-Bundestagsabgeordnete Franziska Brantner, mitteilt. Die Regionalregierungen von Okzitanien und Grand Est in Frankreich sowie die katalanische Eisenbahngesellschaft Ferrocarril Català (FGC) sind ebenfalls mit dabei.

In der Studie sollten vor allem die wirtschaftlichen und technischen Details der Nachtzugstrecke geprüft werden, die von Barcelona über Montpellier, Avignon, Lyon, Straßburg, Karlsruhe, Heidelberg und Mannheim nach Frankfurt führen könnte. Nach früheren Angaben des Vereins rechnen die Franzosen bei einem kombinierten Angebot von Personen- und Güterwaggons mit einem Potenzial von etwa 200 Reisenden pro Tag und Richtung sowie von einem guten Dutzend Güterwagen. "Die Verbindung von Fracht und Reisenden ermöglicht positive Betriebsergebnisse", heißt es in der neuen Studie weiter.

© dpa-infocom, dpa:210217-99-474846/4

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