1. Startseite
  2. >
  3. Sachsen-Anhalt
  4. >
  5. Gallert erwartet schweren Wahlkampf

Linke Gallert erwartet schweren Wahlkampf

Die Linke beschließt die Kandidatenliste für die Landtagswahl.

Von Michael Bock 16.11.2015, 00:01

Staßfurt l Die Parteitags-Regie hat am Sonnabend an alles gedacht. Vor allem an die Zeit. Eine rote Lampe am Rednerpult signalisiert, wann die drei Minuten für die Vorstellung eines Kandidaten vorbei sind. Wer sich nicht daran hält, dem wird der Saft abgedreht. Das gilt auch für Spitzenmann Wulf Gallert, der gern mal länger als geplant redet. Diesmal beendet er seine Rede schon vor dem Aufblinken des Lichtes. „Das hättet ihr nicht gedacht“, ruft er den Delegierten zu und grinst in die Runde.

Gallert tritt zum dritten Mal als Spitzenkandidat an. Er sagt, dass die politische Lage im Land eine völlig andere sei als in den zurückliegenden zehn, 15 Jahren: „Das wird ein schwerer, schwerer Wahlkampf“, sagt der 52-Jährige. Mit Blick auf die Flüchtlingskrise erwartet er, dass sich die politischen Kontroversen zuspitzen werden. „Jeder, der eine klare Position hat, wird selbst zur Zielscheibe von Angriffen.“ Es werde im Wahlkampf Situationen geben, die „niemand spurlos übersteht“, sagt Gallert. Er appelliert an die Delegierten, auch bei schwierigen Entscheidungen den Kopf oben zu halten. In der Flüchtlingsfrage werde die Linke „klar Kante zeigen“.

Gallert strebt im nächsten Jahr das Ministerpräsidentenamt an. Im Volksstimme-Gespräch sagt er, das sei ein „ziemlich realistisches Ziel“. Die CDU/SPD-Koalition habe „sehr deutlich signalisiert, dass sie mit ihren Möglichkeiten am Ende ist, und der politische Wechsel dringend nötig ist“. Sollte sich die SPD für eine Fortsetzung der Großen Koalition entscheiden, wäre dies eine „Form der Selbstaufgabe“, sagt Gallert. Er verweist darauf, dass es bei den sozialdemokratischen Kernthemen eine größere Schnittmenge mit den Linken als mit der CDU gebe.

Parteichefin Birke Bull reagiert „erschüttert“ auf die Terroranschläge in Paris. Zugleich betont sie: „Die offene Gesellschaft darf nicht geschlossen werden. Sie muss erreichbar bleiben. Das ist das Gebot der Stunde.“ Die Flüchtlingsdebatte werde die nächsten Monate bestimmen. Bull: „Demokratie ist nichts für Feiglinge. Wir werden diese Debatte mitgestalten und uns auch Anfeindungen stellen müssen. Ich habe das Gefühl: Gesicht zu zeigen, ist nach vielen Jahren wieder das Gebot der Stunde. Es geht um nicht weniger als um Menschenwürde und Mitmenschlichkeit.“ Die Linke trete für „Solidarität und Gerechtigkeit für alle“ ein, sagte Bull. Zuwanderung dürfe nicht missbraucht werden, „um soziale und demokratische Standards zu unterwandern oder zu drücken“.

Die Kandidatenliste für die Landtagswahl bringt nur wenig Überraschungen. Der Vorsitzende der Lehrergewerkschaft GEW, Thomas Lippmann, bekommt als politischer Seiteneinsteiger ein sehr gutes Ergebnis. Auf Platz acht holt er auf Anhieb 87,2 Prozent der Delegiertenstimmen. Zum Vergleich: Bundesgeschäftsführer Matthias Höhn erhält auf Platz vier nur 73,9 Prozent.

Erst auf Platz 13 kommt es zur ersten Kampfabstimmung. Dort setzt sich überraschend die Politikwissenschaftlerin Kristin Heiß mit 63 zu 47 Stimmen gegen die vom Landesvorstand vorgeschlagene Katja Bahlmann durch.

Größter Kämpfer ist der Landtagsabgeordnete Harry Czeke. Vom Landesvorstand auf Platz 28 gesetzt, greift er erstmals auf Platz 16 an. Er verliert – wie auch im Ringen um die Plätze 18,20, 22 und 24. Dann holt Czeke Platz 26 – und macht doch noch zwei Plätze gut.