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Zeitzer Forst Wildkatzen erobern Sachsen-Anhalts Süden

Naturschützer haben im Süden von Sachsen-Anhalt mehrere Wildkatzen nachweisen können. Lange Zeit waren die Tiere nur im Harz zu finden.

11.04.2016, 10:56

Halle (dpa) l Die Wildkatze breitet sich in Sachsen-Anhalt immer weiter aus. Lange Zeit war diese besonders gefährdete Tierart nur im Harz zu finden. Inzwischen sei sie an mehr Orten als gedacht, erklärte Uta Lieneweg, Koordinatorin des Wildkatzenprojektes beim Bund für Umwelt und Naturschutz (Bund) in Sachsen-Anhalt. Die jüngste Überraschung: Erstmals nach 130 Jahren konnten im Zeitzer Forst wieder zwei Wildkatzen nachgewiesen werden.

Zwei Zeitzer, die ehrenamtlich im Projekt engagiert sind, haben dies geschafft. Der Aufwand dafür war, genauso wie an anderen Orten in Sachsen-Anhalt, enorm. Claudia Meyer und Rainer Patzer stellten in dem Gebiet zwischen Koßweda und Nickelsdorf sogenannte Lockstöcke auf. Diese aufgerauten Stöcke werden mit Baldrianextrakt bestrichen und etwa im deckungsreichen Unterholz oder an den vermuteten Pfaden der Tiere postiert. "Für die Wildkatzen ist das ein Sexuallockstoff", erklärte Bund-Mitarbeiterin Nicole Hermes. Reibt sich ein Tier daran, bleiben Fellhaare haften.

Die Haare, die dem Fell des Tieres mit dem markanten buschigen Schwanz entstammen sollten, wurden dann einer DNA-Analyse unterzogen. Finanziert wurde diese Untersuchung mit Mitteln der Umweltorganisation, der EU und einer Förderung durch das Bundesamt für Naturschutz. Erstmals seit 130 Jahren seien so zwei Wildkatzen im Zeitzer Forst nachgewiesen worden. "So lange ist dort von den Tieren nichts mehr gehört worden", sagte Hermes. Zuletzt habe ein Jäger von einer Wildkatze in der Region geschrieben.

Doch auch in anderen Gebieten im südlichen Sachsen-Anhalt konnte der Bund-Regionalverband Halle-Saalekreis in den vergangenen viereinhalb Jahren Wildkatzen mit der Lockstock-Methode und durch Fotofallen nachweisen. Die Tiere, die etwas kräftiger als Hauskatzen sind, wurden etwa im Großen Fallstein, in den Harslebener Bergen, im Othaler Holz oder im Ziegelrodaer Forst entdeckt.

"Im Grunde ist der Ziegelrodaer Forst ein geeigneter Lebensraum für die Wildkatze", sagte Koordinatorin Lieneweg. Doch bislang seien dort nur neun männliche Tiere nachgewiesen worden. Von einer erfolgreichen Wiederbesiedelung könne erst gesprochen werden, wenn es auch weibliche Wildkatzen gebe.

"Bis 1915 ist die Wildkatze massiv bejagt worden", erklärte Lieneweg. Deshalb sei sie vor 100 Jahren unter Naturschutz gestellt worden.  Heute gehe es dieser Art wieder besser, doch von einer vollständigen Erholung könne noch keine Rede sein.

So ist etwa der Bau von Autobahnen und mehrspurigen Straßen eine "direkte Gefahr für die Tiere", sagte Ralf Meyer, Landesvorsitzender des Bund Sachsen-Anhalt. Die Naturschützer fordern deshalb – auch für andere Arten – den Bau von Wildtierbrücken. Im Südharz leben nach vorsichtigen Schätzungen rund 600 Wildkatzen, in ganz Deutschland wird der Bestand auf 6000 bis 7000 geschätzt.