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Gespannt vor dem Bildschirm „Guten Abend, verehrte Fernsehfreunde“: Vor 70 Jahren startete in der DDR das Fernsehen

Am 21. Dezember 1952 saßen ein paar Berliner vor rund 60 Empfangsgeräten und schauten in die Zukunft der bewegten Bilder. Die Geburtsstunde des DDR-Fernsehens.

Von Bernd Kaufholz Aktualisiert: 21.12.2022, 06:07
Franz Korsch, ehemaliger Werkleiter des Fernsehgerätewerks Staßfurt, im Rundfunk- und Fersehmuseum Staßfurt neben einem "Leningrad"-Fernseher.
Franz Korsch, ehemaliger Werkleiter des Fernsehgerätewerks Staßfurt, im Rundfunk- und Fersehmuseum Staßfurt neben einem "Leningrad"-Fernseher. Bernd Kaufholz

Magdeburg/Staßfurt - 21. Dezember 1952, 20 Uhr: „Guten Abend, verehrte Fernsehfreunde, das staatliche Rundfunkkomitee, Fernsehzentrum Berlin, eröffnet sein offizielles Versuchsprogramm.“ Startschuss für „Radio – nun auch für die Augen“, wie die „BZ“ bereits am 29. November 1952 vorausschauend auf die Eröffnungssendung getitelt hatte.

Die 26-Jährige, die die erste Fernsehansage in Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg machte, war Margit Schaumäker (* 12. Mai 1925; † 23. November 2012), eine Schauspielerin am Deutschen Theater in Berlin und spätere Dramaturgin. Bis 1964 führte Schaumäker die Zuschauer durch das Programm des neuen DDR-Mediums.

Nach der Ansage vor 70 Jahren stand Herbert Köfer (* 17. Februar 1921; † 24. Juli 2021) im Mittelpunkt. Der 31-Jährige war der erste Sprecher der Nachrichtensendung „Aktuelle Kamera“.

ARD zieht nach

Vier Tage später, am 25. Dezember, sagte Irene Koss (* 3. August 1928; † 1. Mai 1996) das Eröffnungsprogramm in der Bundesrepublik an - ein Fernsehspiel um die Entstehung des Liedes „Stille Nacht, heilige Nacht“ und ein Opernballett.

An jenem Tag wurde der offizielle Sendebetrieb mit dem Fernsehen des Nordwestdeutschen Rundfunks aufgenommen. Für täglich zwei Stunden ab 20 Uhr – wie in der DDR.

Im Juni 1950 hatten sich die Landesrundfunkgesellschaften in der Bundesrepublik Deutschland zur Arbeitsgemeinschaft der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten (ARD) zusammengeschlossen.

Das erste TV-Logo des DDR-Fernsehens
Das erste TV-Logo des DDR-Fernsehens
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Ein Mann, der die Entwicklung des Fernsehens von den frühen Jahren an verfolgt hat, ist Franz Korsch. Dass er einmal mit den bewegten Bildern auf der Mattscheibe beruflich zu tun haben würde, daran war für den gelernten Rundfunkmechaniker, den späteren Ingenieur und Werkleiter des Staßfurter Fernsehgerätewerks, anfangs jedoch nicht zu denken.

„Als ich mich für den Beruf entschieden habe, war ich davon ausgegangen, dass ich in die Radiobranche einsteige“, sagt der heute 85-Jährige. „Doch als ich 1960 als Jungingenieur im VEB ,Stern-Radio’ Staßfurt anfing, war gerade Bewegung in die DDR-Wirtschaft gekommen. Es gab umfangreiche Umstrukturierungen. Dazu gehörte auch, dass dem Zukunftsmedium Fernsehen stärkere Aufmerksamkeit geschenkt wurde.“

Das Fernsehen sollte mehr DDR-Bürgern schmackhaft gemacht werden. Deshalb war der Staat bereits ab 1955 in die Offensive gegangen und hatte mit Vorträgen, öffentlichen Vorführungen und Ratenkaufangeboten für Empfänger geworben. Nicht zuletzt auch deshalb, da Partei und Regierung in der weiträumigen Verbreitung von Senden auch eine strategische Möglichkeit sahen, ideologisch auf Menschen einzuwirken. Was allerdings kein Alleinstellungsmerkmal der DDR war.

Dass er von der Küste überhaupt ins Salzland gekommen sei, war ebenfalls nur zufällig. „Eigentlich war es ja so, dass man nach dem Studium dorthin gehen musste, wo man hingeschickt wurde. Aber irgendwie hatte man mich vergessen, und ich konnte mir einen Betrieb aussuchen. Da ich beim Studium in Mittweida (Sachsen) Staßfurter kennengelernt hatte und die mir vom heimischen Radiowerk erzählt hatten, bewarb ich mich dort.“

Ebenfalls 1960 lief in Staßfurt die Produktion von Rundfunkgeräten aus. Im Mittelpunkt stand von nun an das Fernsehen. „Das Problem war nur, dass der Wunsch das Eine, die Realität etwas anderes ist“, erinnert sich Korsch. „Wir hatten keinerlei Voraussetzungen – weder personelle noch Produktionsstätten, um im großen Maßstab Geräte bauen zu können. Wir kannten uns mit Fernsehtechnik kaum aus und waren einfach nur Lernende.“

Wenn er heute zurückblickt und an sein erstes Fernseherlebnis zurückdenkt, bleibt er vage: „Das muss eine Nachrichtensendung gewesen sein. Was ich aber weiß, ist, dass ich meine erste Übertragung – 1952, 1953 – in der Lehre gesehen habe. In der Lehrwerkstatt stand ein Fernsehgerät.“

Sein erstes eigenes Gerät habe er sich zehn Jahre später angeschafft. Natürlich einen Staßfurter – „Iris 12“. Der erste Fernseher mit Tasten, nicht mehr wie die Vorgängermodelle mit Schaltknöpfen.“

Korsch ist 26 Jahre alt, als er „Opfer“ der Initiative „Der Jugend mehr Verantwortung und Vertrauen“ wird. „Ich war plötzlich als Produktionsleiter für 1300 Mitarbeitern verantwortlich“, sagt er, der später sogar 2. Mann im Kombinat „Rundfunk und Fernsehtechnik“ in Staßfurt (bis 1988) wurde.

„Es hat einen ständigen Austausch zwischen den Machern in Berlin-Adlershof und uns gegeben“, erinnert er sich. „Das hat beide Seiten nach vorn gebracht.“

Eine der beliebtesten Sendungen des DDR-Fernsehens war die „Rumpelkammer“ (1955-1990). Das Intro: Willi Schwabe schloss die Bodenkammer auf, entzündete seine Laterne und begrüßte die Zuschauer: „Guten Abend, meine Damen und Herren und herzlich willkommen in der Rumpelkammer“. Er verbeugte sich tief. Dann fand er Gegenstände, die Bezug auf einen alten deutschen Tonfilm hatte, von dem daraufhin Ausschnitte gezeigt wurden.

Erste Sendungen des Bildungsfernsehens wurden ab 1961 unter dem Titel „Die Fernsehakademie“ ausgestrahlt. Den Anfang machte der Fernsehkurs Chemie.

Im Oktober 1962 eröffnete das Sendestudio Rostock, im Februar 1964 das in Halle. Dort wurden Unterhaltungssendungen, wie „Klock 8, achtern Strom“ (Rostock) und „Fernsehtheater Moritzburg“, (Halle) produziert. Unterhaltungssendungen kamen ins Programm, wie „Wünsch dir was“ (Oktober 1960), „Mit dem Herzen dabei“ (Oktober 1964), „Schlager einer großen Stadt“ (April 1968).

In den 1960er Jahren wurden auch die Produktionen aus den eigenen Filmstudios zu TV-Rennern. Fernsehfilme, wie „Gewissen in Aufruhr“ (1961, 5 Teile), „Ich – Axel Caesar Springer“ (1968, 5 Teile), „Wege übers Land“ (1968, 5 Teile) und „Krupp und Krause“ (1968/69, 5 Teile) waren „Straßenfeger“.

Das Ende

Mit der Wiedervereinigung verlor der DFF seine öffentlich-rechtliche Eigenständigkeit. Der Einigungsvertrages legte fest, dass die Einrichtung mit sämtlichem Programmmaterial, Liegenschaften, Mitarbeitern und sonstigem Eigentum bis spätestens 31. Dezember 1991 aufgelöst sein muss.

Der erste Akt der Abschaltung erfolgte am 15. Dezember 1990 um 19:58 Uhr. Das Erste Deutsche Fernsehen übernahm die Senderkette des bisherigen DFF 1. Mit Stufe 2 wurde der Sendebetrieb des Deutschen Fernsehfunks am 31. Dezember 1991 um Mitternacht eingestellt.