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Weltweites Erinnern an Reaktorkatastrophe in der Ukraine 25 Jahre nach Tschernobyl: Mahnwache in Magdeburg

27.04.2011, 04:32

Mit ergreifenden Gedenkfeiern, aber auch mit einem klaren Bekenntnis zur Atomkraft haben die Ukraine und Russland tausender Opfer des Super-GAU in Tschernobyl vor 25 Jahren gedacht. Kremlchef Dmitri Medwedew kündigte in der Sperrzone rund um das havarierte Kraftwerk eine russische Initiative für weltweit mehr Reaktorsicherheit an.

Kiew/Magdeburg (dpa). Ein Bündnis aus Kirche, Parteien und Umweltschützern hat in Magdeburg mit einer Mahnwache auf die Folgen der Reaktorkatastrophe aufmerksam gemacht. Die Atomkraftgegner forderten zugleich von der Landesregierung, sich für einen schnellstmöglichen Atomausstieg einzusetzen.

Bundesumweltminister Norbert Röttgen (CDU) erklärte: "Die erschütternden Bilder von Strahlenopfern, flüchtenden Menschen und verwaisten Wohngebieten haben sich in unser Gedächtnis eingeprägt. Dieser Atomunfall hat unermessliches Leid über die Menschen gebracht. Darunter werden Kinder leiden, die heute noch gar nicht geboren sind." Röttgen erinnerte daran, dass menschliches Versagen Teil des Restrisikos bei der Kernkraftnutzung ist. Anders als die aktuellen Ereignisse in Japan, die durch eine Naturkatastrophe ausgelöst wurden, sei der Atomunfall in Tschernobyl auf Fehler von Menschen zurückzuführen. Der Faktor Mensch werde in die derzeit stattfindende Neubewertung der Sicherheitsmaßnahmen in Deutschland genauso einbezogen wie etwa Erdbeben, Hochwasser, Stromausfall oder Flugzeugabstürze, betonte der Minister.

In Tschernobyl war am 26. April 1986 ein Reaktor bei einer Notfallübung explodiert. Vor allem dem mutigen Einsatz der "Liquidatoren" danach sei zu verdanken, dass sich das radioaktive Unheil nicht noch weiter über die Welt ausgebreitet habe, betonten der ukrainische Präsident Viktor Janukowitsch und Medwedew in Sichtweite des von einem mächtigen Sarkophag überdeckten Reaktors. Tausende Arbeiter starben an den Folgen der Strahlung.

In Japan sagte Regierungssprecher Yukio Edano, sein Land habe in Fukushima auch von den Tschernobyl-Erfahrungen profitiert. Beide Unfälle seien aber nicht vergleichbar. In Japan betrage die freigesetzte Radioaktivität ein Zehntel dessen, was in Tschernobyl in die Umwelt gelangte, sagte Edano. Auch sei das verstrahlte Gebiet kleiner, sagte der Sprecher. Umweltorganisationen stufen dagegen beide Unfälle etwa gleich schlimm ein.

Ein Vierteljahrhundert nach der Katastrophe in der Ukraine hatten um 1.23 Uhr Ortszeit (0.23 Uhr MESZ) 25 Schläge mit der Tschernobyl-Glocke den Jahrestag eingeläutet. Mit der Glocke beginnt traditionell das jährliche Erinnern an die Tausenden Opfer des Super-GAU in der damaligen Sowjetrepublik. Bei einer Trauermesse trugen hunderte Menschen, darunter viele Arbeiter von damals, Kerzen und Blumen.