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A14-Bau Ein bisschen schneller zur Ostsee

Im Herbst 2020 wird zwischen Colbitz und Tangerhütte ein weiteres Stück der A14 fertig. Und das ist nicht die einzige gute Nachricht.

Von Jens Schmidt 12.01.2020, 08:25

Magdeburg l Gut 350 Millionen Euro wollen Bund und Land dieses Jahr in Sachsen-Anhalts Straßen und Brücken investieren. Wo geht es weiter? Eine Übersicht:

Wie geht es weiter in Richtung Norden? Die nächste Etappe bis Lüderitz (bei Stendal) ist mit 15 Kilometern Länge und 18 Brücken zeitaufwändiger. „So zehn bis zwölf Bauwerke wollen wir dieses Jahr beginnen“, sagt Projektleiter Steffen Kauert. Ehe die Betonfahrbahn gegossen werden kann, dauert es noch. Kauert schätzt, dass der Betonierer frühestens Ende 2021 anrückt. 2023 soll der Verkehr rollen.

Los geht es dieses Jahr mit dem Bau der beiden Stendaler Abschnitte. Die Strecke wird in einem Zug errichtet. Sie ist mit insgesamt 31 Kilometern die längste A-14-Baustelle Sachsen-Anhalts. Zwar läuft noch eine Klage wegen Lärmschutz – doch diese hat keine „aufschiebende Wirkung“. So haben es die Richter am Bundesverwaltungsgericht in Leipzig jetzt mitgeteilt. Das bedeutet: Sachsen-Anhalt darf loslegen. Selbst wenn der Kläger Recht bekommt, ist kein Baustopp zu erwarten. Maximal gibt es höhere Auflagen - etwa für längere Lärmschutzwände. Geklagt hat ein Einwohner in Schernikau (Kreis Stendal).

Straßenbau-Bagger rücken aber noch nicht an. Zuerst sind Archäologen, Forstleute und Energiefirmen an der Reihe. Bäume müssen gerodet, Leitungen umverlegt und archäologische Schätze in der Erde erkundet werden. Ehe der Stendaler Abschnitt fertig ist, wird es wohl vier Jahre dauern. Der Abschnitt ist nicht nur lang, sondern auch aufwändig: Gleich drei große Eisenbahnbrücken müssen errichtet werden.

Grünes Licht hat auch der nördlichste Abschnitt bis nach Wittenberge (Brandenburg). Auch hier dürfte es mindestens bis 2024 dauern, ehe die Autos auf der neuen Autobahn-Brücke über die Elbe rollen. Mit 1100 Metern Länge ist der neue Übergang das größte Bauwerk an der A 14 Nord.

Für zwei Abschnitte in Sachsen-Anhalt gibt es immer noch keine Genehmigung. An der Etappe zwischen Osterburg und Seehausen stritt man sich jahrelang um den richtigen Schutz von Feldlerchen. Und am Abschnitt zwischen Dahlenwarsleben und Wolmirstedt drohen Lärmschutzklagen. Dieses Jahr wollen die Planer die Verfahren nach sechs Jahren abschließen. Ob der Bau aber schnell startet, ist ungewiss.

Vor allem die Etappe Dahlenwarsleben vor den Toren Magdeburgs hat es in sich. Dort quert die Autobahn den Mittellandkanal. Dafür gab es zwei Varianten. Eine Brücke (billiger, aber laut) oder ein Tunnel (leiser, aber teurer). Der Bund hat sich für eine Brücke über den Kanal entschieden. So spart man 19 Millionen Euro Kosten. Allerdings dringt der Schall weit ins Land. Die gesetzlichen Grenzwerte sollen zwar eingehalten werden. Doch Anwohner geben sich damit oft nicht mehr zufrieden.

Im nahe an der Autobahn gelegenen Örtchen Mose etwa haben die Planer im Wege des Kompromisses bereits eine Lärmschutzwand von 144 auf 500 Meter verlängert. Beim Kanal aber will die Planungsfirma Deges an der Brückenvariante festhalten, sagte ein Sprecher der Volksstimme. Sollten Anwohner jedoch klagen, steckt der Planer in der Klemme. Bleibt er hart, riskiert er einen zeitraubenden Prozess und weiter steigende Baukosten. Am Ende könnte das Gerichtsurteil so viel Druck entfalten, dass doch ein Tunnel nötig ist. Experten halten das für möglich. „Ich würde nichts ausschließen“, sagt Landesstraßenbauchef Uwe Langkammer. Würde auf die Tunnelvariante umgeschwenkt, gingen weitere Monate für Umplanungen drauf.

Klagt dieses Jahr niemand, wird die A 14 in Sachsen-Anhalt Mitte der 20er Jahre befahrbar sein. Doch auch „halbfertig“ ist die Trasse für Ostsee-Urlauber schon eine gute Alternative zu den staugeplagten Pisten A 2, Berliner Ring und A 24. Die Bundesstraße 189 ist Dank der Umfahrungen in Stendal, Wittenberge und Perleberg gut ausgebaut. Und ab Karstädt heißt es: 100 Kilometer freie Autobahnfahrt fast bis zum Strand. Bis Wismar ist die neue Piste bereits fertig.

Eigentlich sollte die neue Bundesstraße 6 nach Dessau bald fertig sein. Doch daraus wird nichts. Frühestens 2023 ist die letzte Lücke geschlossen. Das ist auch für Autofahrer aus Magdeburg, dem Harz und der Altmark ärgerlich. Denn die dreispurige B 6 wäre die erste Schnellverbindung von dort in die Bauhaus-Stadt. Die Straße führt von der A 14 (Bernburg) direkt zur A 9 bei Dessau.

Grund der Verzögerung: Kröten. Die Wanderwege der Tiere kreuzen bei Köthen die künftige Trasse. Das fiel erst auf, als die Straße schon fertig geplant war. Nun muss die Piste auf zehn Kilometern Länge um gut anderthalb Meter angehoben werden, um 200 Kröten-Durchlässe einzubauen. Mehrkosten: 10 Millionen Euro. Seit Monaten läuft ein Planänderungsverfahren. Bis Mitte des Jahres soll es abgeschlossen sein.