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Abellio Milliarden-Vertrag mit Bahn-Rivale

Züge des Deutsche-Bahn-Konkurrenten Abellio fahren ab Dezember 2018 auf einem großen Teil des Schienennetzes in Sachsen-Anhalt.

10.08.2016, 23:01

Aschersleben l Das private Bahnverkehrsunternehmen Abellio wird von Dezember 2018 an einen großen Teil des Schienennahverkehrs in Sachsen-Anhalt betreiben. Verkehrsminister Thomas Webel (CDU) und Abellio-Geschäftsführer Dirk Ballerstein unterzeichnet am Mittwoch in Aschersleben (Salzlandkreis) einen Vertrag.

Das Unternehmen soll 13 Linien mit 853 Kilometer Streckenlänge bedienen. Im Dezember des vergangenen Jahres hatte Abellio nach einer europaweiten Ausschreibung den Zuschlag erhalten. Das Tochterunternehmen der niederländischen Staatsbahn setzte sich dabei gegen die bisherigen Betreiber Deutsche Bahn und Transdev durch.

Mit 8,6 Millionen Zugkilometern im Jahr gehört das künftige Abellio-Netz zu den großen in Sachsen-Anhalt. Der Vertrag läuft bis 2032. Abellio soll auf wichtigen Strecken wie Halle-Halberstadt-Goslar und Magdeburg-Wolfsburg fahren. Der Auftrag hat nach Angaben der Landesgesellschaft Nahverkehrsservice Sachsen-Anhalt (Nasa) ein Volumen von einer Milliarde Euro.

„Wir drehen hier ein großes Rad. Der Vertrag umfasst nahezu alle dieselbetriebenen Strecken im Land Sachsen-Anhalt“, sagte Webel. „Landauf, landab werden die neuen, komfortablen Fahrzeuge in allen Regionen unterwegs sein und auf Jahre das Gesicht des Eisenbahnnahverkehrs in Sachsen-Anhalt mit prägen.“

Nach dem Zuschlag steigt Abellio zu einem gewichtigen Wettbewerber der Deutschen Bahn in Sachsen-Anhalt auf. Als ehemaliger Monopolist verliert der Staatskonzern immer mehr Marktanteile. Ende 2018 wird er auf unter 50 Prozent sinken. Die Deutsche Bahn äußerte bereits ihr Bedauern über den Verlust des Auftrages.

Das Nachsehen hatte auch das Berliner Unternehmen Transdev, das bislang mit dem Harz-Elbe-Express (Hex) auf einem Teil des Netzes fährt. Hex-Züge sind bis zum Abellio-Start noch auf Strecken von Magdeburg in den Harz sowie bis nach Wolfsburg und Erfurt unterwegs. Die Folgen für die 130 Hex-Mitarbeiter sind noch unklar. „Wir stehen in engem Kontakt mit Abellio“, erklärte eine Transdev-Sprecherin. Abellio hatte sich zuvor als Arbeitgeber für Mitarbeiter angeboten, die bei den derzeitigen Linien-Betreibern tätig sind.

Die Neu-Vergabe des Dieselnetzes dauerte mehr als ein Jahr. Abellio schnürte offenbar das beste Paket. Entscheidend dabei: günstiger Preis und Qualität. Für die Fahrgäste bedeutet der Wechsel mehr Komfort. 52 neue Triebwagen hat Abellio beim französischen Konzern Alstom bestellt. Die Züge sollen eine Geschwindigkeit von 140 Stundenkilometern erreichen und jeweils über mehr als 110 Sitzplätze verfügen. In jedem Fahrzeug gibt es laut Abellio einen Fahrkartenautomaten, Abstellfläche für bis zu neun Fahrräder und eine Videoüberwachung. Zudem soll WLAN in den Zügen angeboten werden.