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Auf "Vector 1" wollen Wissenschaftler die effektive Nutzung der Fließenergie erforschen Am Elbkilometer 329 wird jetzt für die Forschung elektrischer Strom erzeugt

Von Martin Rieß 16.05.2012, 05:20

Wie die Energie der Elbströmung in Elektrostrom verwandelt werden kann, wollen Magdeburger Forscher herausfinden. Gestern fand dazu eine Schiffstaufe statt.

Magdeburg l Der Elbkilometer 329 wird zu einer besonderen Marke: Hier soll in Zukunft "Vector 1" ankern. Dabei handelt es sich um ein blaues Wassergefährt, das gestern seine Schiffstaufe erlebte und auf dem ein Gerüst einen Generator trägt. Unter diesem ist zurzeit ein roter Propeller montiert.

Das Magdeburger Fraunhoferinstitut für Fabrikbetrieb und -automatisierung (IFF) möchte mit erforschen, ob dieser Propeller sich dazu eignet, möglichst effektiv aus der Energie des fließenden Stroms elektrischen Strom zu erzeugen. Und nicht allein das: Wenn dieser Versuch abgeschlossen ist, stehen bereits die nächsten Bauteile zum Test fest: Wasserräder und Turbinen.

Die Initiative zu diesem Projekt ist vom Netzwerk Flussstrom ausgegangen, in dem neben dem Fraunhoferinstitut weitere Forschunseinrichtungen und Unternehmen Mitglied sind. Ziel ist es, der bislang als eher ineffektiv und wenig zukunftsfähigen Energie aus den Flüssen im Rahmen der Energiewende zum Durchbruch zu verhelfen.

Zwar gibt es bereits Modelle für Kleinkraftwerke an Flüssen. Aber sie sind längst nicht die Regel - und bis heute gibt es große Fragezeichen in Sachen Wirtschaftlichkeit und Effizienz. Fest steht vor allem: Mehr als 30 Terrawattstunden könnten aus den deutschen Gewässern jedes Jahr gewonnen werden - aus klassischen Wasserkraftwerken, aber eben auch aus den Fließenergie-Kraftwerken. Zum Vergleich: Damit ließen sich bequem mehrere Großkraftwerke ersetzen.

Dass die Idee, der Fließenergie Potenzial hat, haben auch die Menschen in den vergangenen Jahrhunderten erkannt: Lange Zeit prägten die Schiffsmühlen das Bild an den großen Strömen Mitteleuropas. Staatssekretär Marko Tullner (CDU) erinnerte daher gestern kurz vor der Taufe des Versuchsschiffs daran, dass es sich lohnen könne, von den Altvorderen zu lernen.

Wie Frank Mewes, Projektleiter seitens des Fraunhoferinstituts erläutert, könnten neuartigen Fließenergie-Kleinkraftwerke entwickelt werden, die ab einer Fließgeschwindigkeit von etwa 1,3 Metern pro Sekunde zum Einsatz kommen. Die geplanten Anlagen sollen grundlastfähig sein und zwischen 8 bis 40 kW einzeln - in Kombination bis etwa 300 kW - leisten können.

Für den Bau von "Vector 1" als Partner aus der Wirtschaft ist Sibau Genthin mit von der Partie. Geschäftsführer Heinrich Baumgärtel: "Manchmal hat man einfach Glück: Als wir vor ein paar Jahren mit dem Projekt begonnen haben, war die Energiewende bei weitem noch kein so bedeutendes Thema wie heute. Ich denke, dass wir mit den Ideen, die in den kommenden Jahren entwickelt werden, Produkte mit großer Attraktivität für Investoren entwickeln können." Konstrukteurin Gisela Reinecke, die maßgeblich an den Planungsarbeiten beteiligt war, sagte: "Besonders interessant war für mich am ,Vector 1\', dass es dafür ja noch keine Vorlagen gab, und die Frage, wie wir den Generator mit dem Austauschbauteil verbinden können."

Wichtig, so Gerhard Müller, stellvertretender Leiter des Magdeburger Fraunhoferinstituts, Standards und ganze Systemlösungen zu entwickeln. Seite 5

Weitere Informationen zum Netzwerk unter www.flussstrom.de im Internet. Es wird vom Zentrum für Produkt-, Verfahrens- und Prozessinnovation koordiniert.