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Drogentod Anklage gegen Sex-Chefarzt aus dem Harz

Ein ehemaliger Halberstädter Chefarzt, der Frauen ohne ihr Wissen unter Drogen gesetzt haben soll, wovon eine Frau starb, wurde angeklagt.

Von Matthias Fricke 23.08.2018, 01:01

Magdeburg l Die Vorwürfe sind so ungeheuerlich, dass der Kriminalfall um den ehemaligen Chefarzt aus dem Ameos-Klinikum in Halberstadt selbst im Ausland Schlagzeilen machte: Der 42-Jährige hat nach Ansicht der Staatsanwaltschaft Frauen ohne ihr Wissen unter anderem vor und beim Oralsex unter Drogen gesetzt. Nach Volksstimme-Informationen soll es sogar vom Beschuldigten aufgenommene Videoaufnahmen als Beweismittel geben.

Die Justiz hält sich zum Fall aber noch bedeckt. „Wir können nur bestätigen, dass wir Anklage erhoben haben”, sagt der Sprecher der Staatsanwaltschaft Halberstadt, Hauke Roggenbuck. Der Grund dafür: Die Anklage muss dem Angeschuldigten noch zugestellt werden.

Christian Löffler vom Magdeburger Landgericht bestätigt den Eingang der Anklage und erklärte am Mittwoch, dass dem Mann mehrere Straftaten gegen insgesamt fünf Frauen vorgeworfen werden. Darunter sind Verstöße gegen des Betäubungsmittelgesetz, Körperverletzungen und Vergewaltigung. Das Landgericht muss in den nächsten Wochen über eine Prozesseröffnung beraten und einen Termin für die Verhandlung festlegen.

Der Mediziner sitzt seit seiner Festnahme am 29. März in Untersuchungshaft. Ihm drohen bis zu 15 Jahre Gefängnis.

Aufgeflogen war der Fall nach dem Tod einer 38-jährigen Frau aus dem Salzlandkreis, die sich in der privaten Wohnung des damals noch praktizierenden Mediziners zunächst offenbar einvernehmlichen traf. Den Vorwürfen nach soll der Arzt ihr am 20. Februar 2018 dann aber vor und beim Oral-Sex Kokain verabreicht haben. Dabei kollabierte das Opfer. Der Mediziner begann die Wiederbelebung und soll auch selbst den Rettungsdienst gerufen haben.

Die Frau wurde nach Volksstimme-Informationen im unbekleideten Zustand bewusstlos vom Rettungsdienst ins Krankenhaus gebracht. Sie erlitt aufgrund einer Kokainüberdosis einen kardiogenen Schock, der zum Herzstillstand führte. Die lebenserhaltenden Maschinen wurden am 26. Februar abgeschaltet. Weil der Ehemann der Polizei berichtete, dass seine Frau nie etwas mit Drogen zu tun hatte, folgten die Ermittlungen.

Diese ergaben später auch, dass es zunächst noch drei weitere überlebende Opfer geben sollte. Diese stammen aus dem Harz, aus der Börde und aus Berlin, waren aber keine Patienten. Wie es in Ermittlerkreisen hieß, gaben einige Opfer an, dass ihnen vor den sexuellen Kontakten vermutlich auch eine Art K.-o.-Tropfen eingeflößt worden seien. Später wurde noch eine weitere betroffene Frau ermittelt.

Am 28. März 2018 erließ das Amtsgericht Halberstadt Haftbefehl, der einen Tag später vollstreckt wurde. Polizisten stellten den Gesuchten an seinem Auto in Halberstadt, das er zuvor unter Drogeneinfluss geführt hatte. Zunächst wurde er in die Magdeburger Uniklinik und später ins Haftkrankenhaus gebracht.