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Unbekannte verschütten Buttersäure und fluten fast alle Zimmer / Schaden in Millionenhöhe Anschlag auf Hotel vor Neueröffnung

Von Matthias Fricke und Andreas Mangiras 12.10.2013, 01:10

Genthin l Das Genthiner Hotel "Hüttermühle" sollte am Freitag neu eröffnen. Doch statt der erhofften Gäste kam ein Großaufgebot der Feuerwehr. Unbekannte fluteten fast alle Räume und verübten einen Buttersäureanschlag. Rechte Symbole wurden an die Wände geschmiert.

In der 16.000 Einwohner großen Stadt Genthin im Jerichower Land kündigen seit Tagen Plakate die Neueröffnung des Ferienhotels an. Doch als der Betreiber des Hotels am Freitagmorgen einen Einbruch bemerkt, stinkt es schon gewaltig in und vor dem frisch sanierten Haus. Er meldet den Vorfall der Polizei gegen 7 Uhr.

Als die Beamten eintreffen, können sie das Grundstück schon nicht mehr betreten. 70 Spezialkräfte der Feuerwehr rücken mit 21 Fahrzeugen zum Chemie-Einsatz an. In das Gebäude dürfen nur noch die Spezialisten mit den Schutzanzügen hinein. Selbst die Tatortgruppe des Landeskriminalamtes muss vorerst wieder umkehren. Auf dem Hotel-Parkplatz wird ein großes Einsatzzelt aufgebaut. Die Bundesstraße 107 zwischen Genthin und Havelberg wird voll gesperrt.

Noch während sich die Spezialkräfte mit ihren Chemie-Schutzanzügen für eine erste Erkundung vorbereiten, drängt Wasser aus der frischsanierten Fassade. Wie sich herausstellt, haben die Unbekannten in fast allen Räumen die Wasserhähne aufgedreht. Der Schaden geht in die Millionen.

Den Einsatzkräften bietet sich beim Betreten der Zimmer ein weiteres erschütterndes Bild. Die Unbekannten schmierten auch Hakenkreuze und SS-Runen an die Wände. Die Polizei bestätigt dies am Abend. "Doch zu dem Umfang wollen wir aus ermittlungstaktischen Gründen noch keine Angaben machen", sagt Polizeisprecher Thomas Kriebitzsch. "Wir prüfen auch einen rechtsradikalen Hintergrund, ziehen aber auch ein Ablenkungsmanöver der Täter in Betracht."

Zwar ist der neue Betreiber Pole, die Geschichte des Hotels legt aber auch andere Motive nahe. So war nach einer Brandstiftung 2001 das Haus mit Fördermitteln wieder aufgebaut worden. Der damalige Bauherr Uwe S. agierte mit Scheinrechnungen und wurde wegen Subventionsbetrugs verurteilt. Weil er auch seine Autohäuser anzündete, erhielt er 2010 eine siebeneinhalbjährige Gesamtstrafe. Uwe S. war auch am sogenannten Müllskandal-Prozess von Vehlitz als wichtiger Zeuge beteiligt. Inzwischen ist er wieder frei. Seine Tochter hat neben dem neuen polnischen Betreiber einen eigenen Briefkasten am Hotel.