Anwälte fordern im Fall Inga unvoreingenommene Ermittler
Magdeburg/Stendal (dpa/sa) - Im Fall der seit mehr als fünf Jahren vermissten kleinen Inga haben die Anwälte der Eltern des Mädchens neue Ermittler gefordert. In den vergangenen fünf Jahren seien mehr als 2000 Hinweise und Spuren abgearbeitet worden, es seien aber viele Fragen offen geblieben, sagte Petre Küllmei, Anwältin der Mutter, in einem Interview mit der "Magdeburger Volksstimme". "Es gibt aber in jedem Fall einen erhöhten Arbeitsaufwand. Der müsste aber von neuen, unvoreingenommenen Ermittlern und zusätzlichen Experten endlich rasch erfolgen", forderte Küllmei. "Es ist vielleicht die letzte Chance, den Fall doch noch aufzuarbeiten."
Rechtsanwalt Khubaib Ali Mohammed, der Ingas Vater vertritt, sagte der "Bild"-Zeitung: "Die Polizei Stendal "verwaltet" den Fall aktuell. Der richtige Weg nach all den Pannen und Verzögerungen wäre, das LKA Sachsen-Anhalt mit den Ermittlungen zu beauftragen. Frische Ermittler führen zu frischen Ansätzen."
Die Staatsanwaltschaft Stendal prüft nach eigenen Angaben derzeit mögliche Verbindungen zwischen dem Verschwinden der damals fünfjährigen Inga und der dreijährigen Madeleine "Maddie" McCann aus Großbritannien. Maddie wird seit dem 3. Mai 2007 vermisst, damals machte sie mit ihren Eltern Urlaub in Portugal. Die Staatsanwaltschaft Braunschweig ermittelt gegen einen deutschen Mann wegen Mordes. Die Frage ist, ob er auch etwas mit Inga zu tun hatte, die seit dem 2. Mai 2015 verschwunden ist. Das Mädchen aus Schönebeck hatte mit seiner Familie einen Ausflug nach Wilhelmshof bei Stendal gemacht. Bis heute ist unklar, was mit ihr geschah.
Rechtsanwältin Küllmei sagte im Interview mit der "Magdeburger Volksstimme", die Spur sei schon Ende 2015 in den Akten aufgetaucht, auch der Hinweis auf bestehende Verfahren zum sexuellen Missbrauch von Kindern und einem Grundstück des Mannes im Landkreis Börde. Die Spur sei dann lange ausgeblendet worden. Eine Prüfgruppe habe Ende 2019 erneut auf den Fall geschaut, wenig später aber die Arbeit eingestellt.
Auf die Frage nach dem Befinden von Ingas Mutter sagte Küllmei: "Meiner Mandantin geht es aktuell recht gut. Sie hofft natürlich, dass der Fall nun endlich bald aufgeklärt wird." Rechtsanwalt Khubaib Ali Mohammed gab die Einstellung seines Mandanten so wieder: "Es gibt nichts auf der Welt, was den Glauben eines Vaters in das Wohlergehen seines Kindes erschüttern kann. Solange wir nicht konkret das Gegenteil wissen, hofft Herr G., dass Inga zurückkommt. Die Hoffnung wird nicht sterben, nicht einmal zuletzt."
Bericht "Magdeburger Volksstimme" (komplettes Interview im kostenplichtigen E-Paper)