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Auszeit Lehrer nutzen selten Sabbaticals

Eine bezahlte Auszeit nehmen: Für Beamte und Beschäftigte im öffentlichen Dienst sind Sabbaticals verlockend.

02.03.2019, 08:31

Magdeburg (dpa) l Lehrer in Sachsen-Anhalt nutzen nach Einschätzung der Bildungsgewerkschaft GEW nur noch selten die Möglichkeit eines Sabbaticals. Wegen des Lehrermangels verzichteten viele Pädagogen darauf, um ihre Kollegen nicht zusätzlich zu belasten, sagte GEW-Sprecher Hans-Dieter Klein. "Der Druck ist in den letzten Jahren eindeutig gestiegen, solche Auszeiten nicht in Anspruch zu nehmen." Konkrete Zahlen über die Nutzung von Sabbaticals hat die Gewerkschaft Klein zufolge aber nicht.

Auch das Bildungsministerium führt eigenen Angaben zufolge keine Statistik zur Nutzung von Sabbaticals. Jeder Antrag werde im Einzelfall geprüft. Eine Abfrage habe ergeben, dass sich die Zahl der Anträge in den vergangenen Jahren im einstelligen Bereich bewegte. 2016 wurden sieben Anträge gestellt, 2015 sechs und 2014 acht. Ob ein Antrag genehmigt wird, hängt den Angaben zufolge auch davon ab, ob die Unterrichtsversorgung weiterhin sichergestellt werden kann.

Beamte und Angestellte im öffentlichen Dienst haben unter bestimmten Bedingungen die Möglichkeit, eine Auszeit zu nehmen. Voraussetzung ist, dass dem keine dienstlichen Belange entgegenstehen. Die Beschäftigten verzichten für eine Zeit auf einen Teil ihres Gehaltes, dafür bekommen sie auch während des Sabbaticals Geld. Es gibt verschiedene solcher Ansparmodelle. Möglich ist laut Innenministerium zum Beispiel, ein Jahr für 50 Prozent des Gehalts zu arbeiten – dafür gibt es dann ein weiteres Jahr 50 Prozent des Gehalts, während der Beschäftigte seine Auszeit nimmt.

Eine Übersicht über alle Beamten und Angestellten zur Nutzung solcher Auszeiten gibt es nach Angaben des zuständigen Finanzministeriums nicht. Auch das Innenministerium führt über seine Beamten und Angestellten diesbezüglich keine Statistik. Für den Bereich der Polizei sei jedoch davon auszugehen, dass Sabbaticals nur in Ausnahmefällen vorkämen, sagte ein Ministeriumssprecher.

Das Ministerium stehe der Inanspruchnahme solcher Möglichkeiten aber grundsätzlich offen gegenüber. Auch wenn mitunter viel Organisationsaufwand nötig sei, um Sabbaticals zu ermöglichen, würden Anträge nur in Ausnahmefällen abgewiesen – etwa bei Spezialisten, für die kein adäquater Ersatz zur Verfügung stehe.

Die GEW fordert grundsätzlich mehr flexible Arbeitszeitmodelle. Möglich seien etwa Arbeitszeitkonten, sagte Sprecher Klein. Lehrer könnten dann in Zeiten des Lehrermangels mehr arbeiten und Überstunden ansparen. Die könnten sie dann später für eine Auszeit nutzen, wenn die Personallage wieder besser sei. Viele Lehrer könnten sich auch vorstellen, die angesparte Zeit zum Ende ihres Berufslebens zu nutzen und früher in den Ruhestand zu gehen, sagte Klein.