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Bauhaus-Museum Eine Bühne für das Bauhaus-Erbe

Ein US-Architekt und ein spanisches Büro hoffen auf den Auftrag für den Dessauer Museumsbau

Von Hagen Eichler 08.09.2015, 10:30

Dessau-Roßlau l Noch wächst Rasen auf der Fläche am Rande des Dessauer Stadtparks. Direkt an der Straße steht ein öffentliches Toilettenhäuschen. Und dennoch haben sich Baumeister aus der ganzen Welt diesem Fleckchen Erde gewidmet – es ist der Ort, an dem die Bauhaus-Stiftung ein modernes Ausstellungsgebäude errichten will. Vier Preisträger hat eine Jury ausgewählt – doch keinen alleinigen Sieger.

Den ersten Platz teilen sich das Büro Gonzalez Hinz Zabala aus Barcelona und das New Yorker Duo Young & Ayata. Die Amerikaner verblüfften bei der Pressekonferenz am Montag mit einem Ensemble aus verschiedenfarbigen ineinandergeschobenen Rundbauten, die nach oben und unten spitz zulaufen. Von „Licht-Tüllen“ sprach Architekt Michael Young bei der Vorstellung der Entwürfe.

Das konkurrierende Team aus Katalonien präsentierte einen langgezogenen Riegel aus Glas, in dessen oberem Teil ein quasi schwebender schwarzer Baukörper die Sammlungen aufnehmen soll. Das offene Erdgeschoss werde in einen „Dialog mit der Stadt und dem Park“ eintreten, versprach Architekt Rojí Zabala.

Perfekt seien allerdings beide Entwürfe noch nicht, betonte Jury-Chef Wolfgang Lorch. Zweifel haben die Experten, ob die komplizierte Konstruktion von Young & Ayata überhaupt zu bezahlen ist – der Neubau darf nicht mehr als 25 Millionen Euro kosten. Die Planer aus Barcelona hingegen sind aufgefordert, sich Gedanken um das Gebäudeklima zu machen: Wegen der Glasfassade dürfte das Haus nur mit viel Energie zu kühlen und zu beheizen sein.

Beide Entwürfe seien „sehr Bauhaus“, lobte Stiftungs-Chefin Claudia Perren. Eine Garantie, dass einer davon tatsächlich verwirklicht wird, gab sie hingegen nicht ab. „Wir werden parallel mit den beiden Erstplatzierten in die Verhandlungen gehen“, sagte sie. Sollten diese nicht erfolgreich sein, werde man mit dem Drittplatzierten reden. Eine Mischung verschiedener Entwürfe allerdings komme nicht in Frage.

Sachsen-Anhalts Kultusminister Stephan Dorgerloh (SPD), Mitglied der Jury, verspricht sich viel von dem Neubau. „Mit dem Bauhaus haben wir hier in Dessau eine Ikone. Ich hoffe, dass das Museum auch so eine Ikone wird.“ Bauhaus sei eine Idee aus Deutschland für die Welt gewesen, sagte er, jetzt kämen Ideen aus der ganzen Welt nach Dessau.

Oberbürgermeister Peter Kuras erhofft sich vom Museumsbau auch die „dringend notwendige Belebung der Innenstadt“. Unter den Einwohnern hatte es Debatten über den richtigen Standort gegeben. Der jetzt gefundene Ort liegt im Zentrum, 20 Minuten zu Fuß entfernt vom Bauhaus.

Keines der beiden erstplatzierten Büros kann bislang große Bauwerke vorweisen. Von Gonzalez Hinz Zabala gibt es einige Wohngebäude, ihre US-Kollegen verweisen auf ein Projekt in Mexiko-Stadt, für das in zwei Monaten Baubeginn sein soll.

Grund für den Erfolg der Unbekannten: Der Wettbewerb war strikt anonym, kein Jury-Mitglied kannte die Namen der Wettbewerber. „Wir wollten jungen Büros eine Chance geben und nicht den großen Namen, die schon überall auf der Welt bauen“, erklärte Bauhaus-Chefin Perren gegenüber der Volksstimme. Meinung