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Biggest LoserHarzer will in Fernsehshow Gewicht verlieren

Guido Behrens aus dem Harz hat seiner 2016 verstorbenen Frau Silke versprochen abzunehmen. Darum macht er bei „The Biggest Loser“ mit.

Von Janette Beck 18.02.2018, 00:01

Blankenburg l Der Spot wandert durchs Publikum. Hin und her. Irgendwann bleibt er stehen und rückt Guido Behrens ins Rampenlicht. Am schnellsten schaltet Tochter Isabell (24). Sie bricht in Tränen aus. Auch ihre Schwester Jette (21) ist völlig aus dem Häuschen. Der 54-jährige Thalenser reißt die Arme hoch. Das hellblaue Hemd spannt an allen Ecken und Enden. Er entert behäbig die Bühne, schnappt sein grünes T-Shirt, das ihn als künftiges Mitglied vom „Team Mareike“ ausweist, und brüllt: „Jaaa! Ich bin dabei.“

Tatsächlich. Der Witwer hat es geschafft. Er gehört zu den insgesamt 16 Pfundskerlen- und -frauen, die im Camp von „The Biggest Loser“ in Spanien acht lange Wochen gegen ihr Übergewicht kämpfen. Zu dem Zeitpunkt bringt Guido Behrens, wie beim Live-Wiegen wenig später zu sehen, satte 146,5 Kilo auf die Waage. Umso mehr ist er erleichtert, es endlich ins Camp geschafft zu haben. Auch wenn er als regelmäßiger Zuschauer der vorangegangenen Staffeln der Abspeckshow weiß, was auf ihn in Andalusien wartet: Das ganze Gegenteil von einem erholsamen All-Inclusiv-Urlaub nämlich – „körperliche und auch seelische Qualen, die der Kampf mit der Waage nun einmal mit sich bringt“.

Zuvor hatte sich der Harzer, der als Versicherungsvertreter in Blankenburg seine Brötchen verdient, dreimal bei der Abnehmshow von Sat.1 beworben. „Ohne Erfolg. Jedes Mal, wenn eine Absage kam, fiel ich in ein Motivationsloch und das Frustessen ging von vorne los“, erzählt der Witwer, der zu seinen schwersten Zeiten bei 1,83 m Körpergröße 150 Kilo auf die Waage bringt, sich in XXXL-T-Shirts zwängt und im Job Sakkos in Größe 64 trägt.

Alleine zu Hause, das hat die Erfahrung gezeigt, hält er keine Diät durch. „Im Alltagstrott lauert der Selbstbetrug an jeder Ecke. Da gibt es genug Möglichkeiten, schwach zu werden. Es fehlt der Wille, konsequent gegen die Pfunde zu kämpfen“, blickt der Witwer im Volksstimme-Gespräch zurück.

Dass Guido Behrens es nun im vierten Anlauf geschafft hat und er, wie seine Tochter Isabell hofft, „mit alten Gewohnheiten brechen und endlich in ein neues Leben starten kann“, hat jedoch einen bitteren Beigeschmack. Bei den erfolglosen Bewerbungen sei er nur „einer von Tausenden gewesen, die abnehmen wollen“. Es habe schlicht die Geschichte gefehlt, die hinter seiner Intension stand.

Doch dann verliert Ehefrau Silke, die Guido Behrens teilweise zu Hause pflegt, den jahrelangen Kampf gegen den Lungenkrebs. Das ihr gegebene Versprechen, den in der Leidenszeit angefutterten Kummerspeck loszuwerden und zum Tag der Silberhochzeit wieder in den Hochzeitsanzug zu passen, öffnet dem Witwer die Tür zu der „The Biggest Loser 2018“.

Er kommt in die Vorauswahl. Das selbstgedrehte Bewerbungs-Video überzeugt die Macher der Show endgültig. Ein Fernsehteam kommt nach Thale, dreht einen Einspieler. Der läuft letztlich auch in der Auftaktshow am 4.  Februar. In Kurzform erzählt Guido Behrens seine traurige Geschichte. Er verrät, dass ihn sein Doppelkinn besonders stört, Knie und Rücken wegen des Übergewichts arg schmerzen. Die Töchter äußern ihre Angst vor einem Herzinfarkt des Vaters, weil er an Bluthochdruck leidet. Isabell hat Tränen in den Augen: „Der Tod von Mama hat in Papa letztlich den Gedanken geweckt, das mit dem Abnehmen richtig durchziehen zu wollen.“

Doch schon das Boot-Camp in München wird zum knallharten Wettkampf zwischen 50 Teilnehmern. „Keiner im Stadion wusste, was passieren wird. Klar war nur, dass je acht Männer und Frauen nach Spanien reisen. Nach und nach wurden es immer mehr Kandidaten, da dachte ich schon: Mach’s gut, alter Mann. Da hast du eh keine Chance.“

Guido nimmt sich vor, die Jungen alt aussehen zu lassen. Er kämpft um den Status als „Camp-Opa“, hält sich aber sonst im Hintergrund. „Du kriegst schnell mit, wer gerne im Mittelpunkt steht und wer nicht.“

Über den Vorführeffekt, der sich nicht wegdiskutieren lasse, wie er einräumt, oder negative Reaktionen aus seinem Umfeld, macht er sich keine Gedanken: „Das Feedback ist überwiegend positiv. Aber bei Facebook kommen auch schon mal Kommentare wie: ,Dass du dich nicht schämst, deine schwabbelnden Fettpolster zur Schau zu stellen!‘“ Für ihn sei das alles kein Thema. „Ich wusste, worauf ich mich einlasse und dass es immer ohne T-Shirt auf die Waage geht. Am Ende waren wir doch alle gleich: Stark Übergewichtige mit diversen Problemzonen.“

Allerdings bringt ihn schon die Erwärmung ans Limit: „Holla, die Waldfee. 30 Minuten Workout wurden zur Ewigkeit. Ich war erschrocken, wie schnell ich am Ende meiner Kräfte war. Aber aufgeben war keine Option.“ Seine Willenskraft, die positive Energie und der Teamgeist überzeugten auch Trainerin Mareike Spaleck: „110 Prozent geben zu wollen, so eine innere Einstellung brauchen wir hier.“

Im Camp angekommen, geht die Tortur erst richtig los, wie die erste regulär ausgestrahlte Folge der neuen Staffel am vergangenen Sonntag zeigt. Aufgezeichnet wurde die Doku-Soap im September/Oktober. „Hammer“, gibt der Harzer zu Protokoll. „Rund um die Uhr Sport, Sport, Sport und nochmal Sport.“ Dazu kämen die Wettkämpfe „Team rot“ gegen „Team grün“ und der daraus resultierende Zoff. Denn am Ende muss das Verliererteam einen seiner Leidensgenossen rauswählen.

Eingekauft und gekocht wird selbst. Kalorienarm. Und alles furchtbar gesund. „Ich, die Naschkatze vor dem Herrn, hätte nie gedacht, dass mal Gemüse mein Fleisch und stilles Wasser mit Sprudel zum Luxusgut wird“, erzählt der Harzer. Doch ihm sitzt die pure Angst vor der Wage im Nacken: „Ich wollte nicht der Loser der Nation sein und als Erster das Camp verlassen. Also habe ich mich am Riemen gerissen, gekämpft wie ein Löwe und Maß gehalten.“

Mit Erfolg: Am Ende der ersten Camp-Woche wiegt er für ihn „unfassbare“ 8,7 Kilogramm weniger. Jessica aus seinem Team schafft dagegen nur 2,70 Kilo. Sie muss gehen.

Wie lange Guido Behrens durchhält, wie viele Kilo er verliert und ob ihm am Ende der alte Anzug passt, muss bis zum Abschluss der Staffel im April geheim bleiben. Das sieht der von ihm unterschriebene Mitwirkende-Vertrag so vor. Wer also wissen will, wie es weitergeht, schaltet in den nächsten Wochen sonntags (17.45 Uhr) Sat.1 ein. Doch eines sei an dieser Stelle doch schon mal verraten: Sie werden schwer begeistert sein!