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Bildungsstudie Grundschüler hören schlechter zu

Sachsen-Anhalts Grundschüler können schlechter zuhören und lesen als vor fünf Jahren. Auch in Mathematik gehen die Fähigkeiten zurück.

Von Alexander Walter 14.10.2017, 01:01

Magdeburg l Bis zur vierten Klasse sollen sie sitzen – die Grundfähigkeiten Lesen, Schreiben und Rechnen. Die gute Nachricht: In Sachsen-Anhalt gelingt das im Großen und Ganzen. So lesen sich die Ergebnisse einer bundesweiten Vergleichsstudie des Instituts für Qualitätsentwicklung im Bildungswesen (IQB), die die Kultusminister zum zweiten Mal nach 2011 in Auftrag gegeben haben.

68 Prozent der Viertklässler hierzulande erreichen demnach beim Lesen den angestrebten Standard. Sachsen-Anhalt liegt damit im bundesweiten Ranking auf Platz fünf, Spitzenreiter ist Bayern (74 Prozent). Im Vergleich zur ersten Studie 2011 nahmen die Fähigkeiten allerdings ab. Damals lag das Land bei der Lesekompetenz noch deutlich über dem Bundesschnitt.

Besonders die Zahl der Schüler, die sehr gut lesen können, ging zurück. Verschlechtert hat sich das Land zudem bei der Kompetenz „Zuhören“. 38,6 Prozent erreichten das angestrebte Niveau nicht. Bundesweit ist das das zweitschlechteste Ergebnis. In Mathe erzielen Sachsen-Anhalts Schüler dagegen nach wie vor hohe Kompetenzwerte. 67 Prozent erreichen den angestrebten Standard, bundesweit entspricht das Rang 3. Auch hier zeigt der Trend im Vergleich zu 2011 aber nach unten. Eine ähnliche Entwicklung lässt sich in ganz Deutschland beobachten. Die Fähigkeiten in Mathe und Deutsch gingen fast überall zurück – allein die Lesekompetenz blieb weitgehend stabil.

Die Entwicklung führt die Kultusministerkonferenz vor allem auf eine veränderte Zusammensetzung der Schulklassen zurück. So ist der Anteil an Zuwanderern seit 2011 bundesweit um ein Drittel gestiegen. In Sachsen-Anhalt liegt er aktuell bei 9,5 Prozent. Außerdem besuchen wegen der Umsetzung der Inklusion mehr Förderschüler die Regelschulen. Bei den Schlussfolgerungen bleibt die Kultusministerkonferenz eher allgemein: „Die Weiterentwicklung der Unterrichtsqualität bleibt für die Länder eine wichtige Aufgabe“, heißt es im ersten Punkt einer gemeinsamen Presseerklärung. Konkreter wird das Gremium später im Schreiben: Die Studie unterstreiche die Bedeutung der Sprachförderung für Schüler mit und ohne Migrationshintergrund, heißt es darin.

„Mit den Ergebnissen kann niemand zufrieden sein“, sagte Sachsen-Anhalts Bildungsminister Marco Tullner (CDU). Die Inklusion und die Beschulung von Kindern mit Migrationshintergrund stellten große Herausforderungen dar. Bis Jahresende will Tullner ein Konzept zum künftigen Einsatz pädagogischer Mitarbeiter vorlegen. Zudem will er an der Entlastung von Lehrkräften arbeiten und dabei Aus- und Fortbildungen auf den Prüfstand stellen. „Lehrer sollen sich vollständig der Vermittlung guter Bildung widmen können“, sagte der Minister. Am angekündigten Stellenziel von 14 500 Vollzeitlehrern bis 2021 hält Tullner dagegen fest. Einstellungen darüber hinaus – wie sie eine Volksinitiative aktuell fordert – sind nicht geplant.

Die Lehrergewerkschaft GEW kritisiert das: Für eine angemessene Förderung von Schülern unterschiedlichster Voraussetzungen müssten die Rahmenbedingungen stimmen, sagte Landesvorsitzende Eva Gerth. „Wir müssen endlich mehr gut ausgebildete Lehrer einstellen“, sagt sie. Ähnlich äußerte sich der Grundschulverband.

An der Studie hatten 29 259 Viertklässler in allen 16 Bundesländern teilgenommen. Der Test gilt als deutsches Pendant zur internationalen Pisa-Studie. Erfasst wurden im Fach Deutsch Zuhören, Lesen und Rechtschreibung, in Mathe unter anderem „Zahlen und Operationen“ sowie „Größen und Messen“.