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Böller Uniklinik Magdeburg auf Silvester vorbereitet

Drei Bereiche des Universitätsklinikums Magdeburg bereiten sich besonders intensiv auf Silvester vor: Augen-, Hand- und Ohrenspezialisten.

Von Bernd Kaufholz 29.12.2017, 00:01

Magdeburg l Zwei bis fünf Patienten mit schwersten Verletzungen durch Böller oder Raketen erwartet Dr. Siri Hollenberg, Oberärztin in der Handchirurgie des Magdeburger Uniklinikums, zum Jahreswechsel. Das sei der traurige Erfahrungswert der vergangenen Jahre, so die Spezialistin. „Nicht immer ist es möglich gewesen, Hände und Finger durch Notoperationen wiederherzustellen.“

Hollenberg erinnert sich in diesem Zusammenhang noch allzu gut an den tragischen Fall, als vor zwei Jahren ein Mann mitten in einer Menschenmenge von einem unkontrolliert abgefeuerten Feuerwerkskörper getroffen wurde und seitdem eine Hand kaum noch benutzen kann.Weiterhin gebe es eine Vielzahl kleinerer Verletzungen die von den Handchirurgen versorgt werden müssen.

Der Leitende Oberarzt der Augenklinik, Dr. Thoralf Wecke, warnt besonders vor den Gefahren für Kinder. „Neben oberflächlichen Verbrennungen der Hornhaut drohen Verletzungen der Augen durch umherfliegende Splitter und Knallkörper.“

Auch seine Klinik habe sich auf „äußerst komplizierte Operationen“ vorbereitet. Der Arzt wird noch deutlicher: „Die Hornhautverbrennungen sind äußerst schmerzhaft. Explodieren Knallkörper direkt vor dem Auge, durchschlagen diese Fremdkörper die Hornhaut und verletzen das Auge erheblich.“ Für Silvesterraketen, die mit einer hohen Abschussgeschwindigkeit starten, reiche die Reaktionszeit des Menschen von 0,8 Sekunden nicht aus, um dem Geschoss auszuweichen. „Trifft eine Rakete das Auge, kann es wie ein Luftballon zerplatzen.“

Eine der häufigsten Unfallfolgen in der Silvesternacht sei das Knalltrauma, weiß Professor Christoph Arens.

Der Direktor der Hals-Nasen-Ohren-Klinik kennt die Statistik. Danach erleiden deutschlandweit jedes Jahr in der Silvesternacht rund 8000 Menschen eine Verletzung des Innenohrs durch explodierende Feuerwerkskörper.

„Auslöser ist ein unerwartet hoher Schalldruck auf das Hörorgan.“ Das Innenohr enthalte winzige, haarförmige Sinneszellen, die auf den Schalldruck wie Grashalme im Wind reagierten. „Durch ihre Bewegung werden die akustischen Signale in bioelektrische Botschaften umgewandelt, die das Gehirn weiter analysieren kann“, sagt Arens. Die Explosion eines Böllers in unmittelbarer Nähe sei „wie eine starke Sturmböe, die die haarförmigen Sinneszellen umlegt und schädigt“.

Die Mediziner raten zu einem behutsamen Umgang mit Feuerwerkskörpern. Am sichersten sei es, das Spektakel mit Abstand zu betrachten.

Schwere Verletzungen gebe es auch immer wieder, wenn versucht werde, „Blindgänger“ ein zweites Mal anzuzünden.

„Große Sorge“ bereiten ihnen vor allem „illegale Feuerwerkskörper aus dem Ausland.Den Trend, dass sich immer mehr Menschen Pyrotechnik im Ausland beschaffen, deren Wirkung unkalkulierbar ist, sieht auch das Landeskriminalamt Sachsen-Anhalt. „Neben der Gefahr, die von solcherart Feuerwerk ausgeht, macht sich derjenige, der diese Böller nach Deutschland einführt, zudem strafbar“, warnt LKA-Sprecher Andreas von Koß.