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Brauch Kirche hatte was gegen den Weihnachtsbaum

Der Tannenbaum gilt als symbolischer Mittelpunkt des Weihnachtsfestes. Woher stammt der Brauch, gegen den sich die Kirche lange wehrte?

Von Bernd Kaufholz 11.12.2019, 00:01

Magdeburg l Für die meisten Deutschen ist ein geschmückter Tannenbaum der symbolische Mittelpunkt des Weihnachtsfestes. Jedes Jahr vor Heiligabend ist es Tradition, einen Weihnachtsbaum aufzustellen und festlich mit Kerzen, Kugeln, Engeln, Lametta, Lebkuchen und einem Stern auf der Baumspitze zu schmücken.

Am Weihnachtsabend versammelt sich dann die Familie um den Christbaum herum im Wohnzimmer und packt die Geschenke aus, die vorher unter den Baum gestellt wurden. Doch woher stammt dieser Brauch eigentlich?

Den Ursprung hat der Weihnachtsbaum in heidnischen Bräuchen. Schon vor vielen Jahrhunderten waren immergrüne Pflanzen in heidnischen Kulturen ein Symbol für Fruchtbarkeit und Lebenskraft. So haben die Germanen mit Tannenzweigen zur Wintersonnenwende öffentliche Orte und ihre Häuser geschmückt. In nördlichen Gebieten wurden im Winter Tannenzweige ins Haus gehängt, um böse Geister daran zu hindern, einzudringen und als Sinnbild der Hoffnung auf das kommende Frühjahr.

Im Mittelalter wurden sogar ganze Bäume zu bestimmten Festlichkeiten, wie den Maibaum, geschmückt.

Nach unbelegten Aussagen sollen bereits 1419 Mitglieder der Bäckerschaft aus Freiburg im Breisgau einen Weihnachtsbaum mit Lebkuchen, Äpfeln, Früchten und Nüssen behängt haben.

Die ältesten Belege für einen geschmückten Tannenbaum stammen aus der Zunftchronik des städtischen Handwerks in Bremen aus dem Jahr 1597. Von den Zünften ist die Sitte im Laufe der Zeit auf städtische Familien übergegangen. So sollen zu Beginn des 17. Jahrhunderts Christbäume in Straßburg im Elsass in den Wohnstuben aufgestellt worden sein.

Den ersten Baum mit Kerzen schmückte die Herzogin Dorothea Sibylle von Schlesien 1611.

Im 18. Jahrhundert verbreitete sich der Brauch zunächst bei hohen Beamten und wohlhabenden Bürgern in den Städten, da Tannenbäume zu dieser Zeit in Mitteleuropa noch knapp und daher sehr teuer waren.

Aus dieser Zeit stammt auch eine der ersten literarischen Erwähnungen des Weihnachtsbaums. In seinem Roman „Die Leiden des jungen Werther“ aus dem Jahr 1774 ließ Johann Wolfgang von Goethe seinen Protagonisten an einem Sonntag vor Weihnachten von einem aufgeputzten Baum mit Wachslichtern, Zuckerwerk und Äpfeln entzücken.

 

Im 19. Jahrhundert breitete sich der geschmückte Weihnachtsbaum über Europa hinaus aus.

Im 19. Jahrhundert wurden vermehrt Tannen und Fichtenwälder angelegt, um die hohe Nachfrage zu decken. Der Weihnachtsbaum wurde nach und nach zum festlichen Inventar in bürgerlichen Wohnzimmern in der Stadt und auf dem Lande. 1832 stellte ein deutschstämmiger Harvard-Professor einen Weihnachtsbaum in seinem Wohnhaus auf und brachte damit den Brauch nach Nordamerika.

Mitte des Jahrhunderts wurden erstmals mundgeblasene Christbaumkugeln hergestellt während 1882 in den USA der erste mit elektrischem Licht beleuchtete Weihnachtsbaum der Welt Beachtung fand. Im Jahre 1891 wurde erstmals ein Weihnachtsbaum am Weißen Haus aufgestellt, dem Amtssitz des amerikanischen Präsidenten.

Der Weihnachtsbaum galt jeher als eher bürgerliches Symbol, die katholische Kirche setzte sich lange gegen das unreligiöse Brauchtum zur Wehr. Erst Mitte des 20. Jahrhunderts wurden Christbäume in katholischen Kirchen erlaubt. Papst Johannes Paul II. führte das Brauchtum schließlich 1982 im Vatikan ein, als der erste Weihnachtsbaum auf dem Petersplatz in Rom aufgestellt wurde.

Mittlerweile ist der Christbaum nicht mehr vom Weihnachtsabend wegzudenken. Auch in diesem Jahr werden voraussichtlich wieder rund 25 Millionen Weihnachtsbäume den Weg in ein Wohnzimmer in Deutschland finden und die Herzen von Groß und Klein erwärmen.

Der größte Weihnachtsbaum der Welt steht in Deutschland. Dort stellt man jedes Jahr einen rund 45 Meter hohen künstlichen Baum auf. Er ist seit 1996 Inbegriff für die weihnachtliche Vorfreude.

Der kleinste Weihnachtsbaum ist nur 14 Millimeter hoch, beleuchtet, bunt geschmückt und offiziell als Rekord anerkannt. Er steht ebenfalls in Dortmund und ist seit 2007 jedes Jahr im Schaufenster der Galerie Lamers zu sehen.

Andere Länder: Zypressen statt Weihnachtsbäume in Kenia. In Dänemark hängen kegelförmige Tüten mit Süßigkeiten am Baum. In Bangkok (Thailand) steht ein Baum, der mit Fußbällen und Basketbällen geschmückt ist. Nach Griechenland brachte der bayerische Prinz Otto von Wittelsbach nach 1832 den ersten Baum.