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Brauchtum Pfingsten dreckig und mit Gesang

Wer wirft sich freiwillig in Schlamm? Warum verkleiden sich Männer als Pfingstochsen? Ein Überblick über Sachsen-Anhalts Pfingstbräuche.

03.06.2017, 11:48

Hergisdorf/Blankenburg (dpa) l Teils viele Jahrhunderte alte Bräuche leben zu Pfingsten wieder auf – vor allem um so den Winter endgültig auszutreiben. Heute gelten die Zeremonien eher als bizarr. Vor allem in ländlichen Gegenden zählen sie dennoch auch bei jungen Menschen zu den Höhepunkten des Jahres. Organisiert werden die Veranstaltungen von Ehrenamtlichen aus Vereinen, wie Sprecher berichteten.

Dreckschweinfest: Im Mansfelder Land soll das Suhlen von jungen Männern in einer Schlammkuhle den Winter endgültig vertreiben. Bei diesem Jahrhunderte alten Brauch reinigen sich junge Burschen nach der dreckigen Prozedur und ziehen sich strahlend weiße Kleidung an – als Symbol des Frühlings. Einwohner und Schaulustige spenden den Akteuren als Dank Naturalien in Form von Eiern und Speck. Zur Prozedur gehört auch, gekonnt mit langen Peitschen zu knallen, um hörbar den Winter auszutreiben, wie ein Sprecher sagte. Als Hochburg für das "Dreckschweinfest" zu Pfingsten (Montag) gilt Hergisdorf bei Eisleben. In diesem Jahr würden sich etwa 20 junge Männer in die kalte Schlammkuhle werfen.

Finkenmanöver: Im Harz gibt es zu Pfingsten (Montag) auf einer Waldwiese in Benneckenstein (Gemeinde Oberharz) am Brocken, erneut einen Wettstreit im Gesang der Buchfinken. Dieser 130 Jahre alte Brauche geht nach Angaben der Organisatoren auf eine Tradition der Harzer Bergleute zurück. Ursprünglich hielten sich diese die Finken, um von ihnen unter Tage vor Gefahren in den Stollen gewarnt zu werden - denn sie stellten bei Gasgeruch ihr Singen ein. Heute gehört das Finkensingen, das Menschen mit den Vögeln zuvor trainieren, zum Harzer Brauchtum. 2014 erkannte die Unesco diesen als Immatrielles Erbe der Menschheit an. Tierschützer hatten den Wettbewerb mit Wildvögeln in verhüllten Käfigen kritisiert.

Pfingstochse: In der Altmark wird der Jahrhunderte alte Brauch mit einer feierlichen Prozession gelebt. Mit bunten Bändern und Laubkränzen geschmückt werden Ochsen zu Pfingsten durchs Dorf und über die Felder geführt, wie die Tourismusgesellschaft mitteilte.

Eierbetteln in Ließling an Kleinpfingsten: Eine Woche NACH Pfingsten (11.Juni) wird traditionell in dem Ort bei Weißenfels (Burgenlandkreis) dieser Brauch gepflegt – mit einer bunten Maskerade, einer Art Sommer-Straßenkarneval, wie die Organisatoren mitteilten. Vom Kind bis zum Greis sind alle aufgerufen, mitzumachen, wie die Organisatoren mitteilten. Nach Trommelwirbel am Morgen setzen sie sich mittags mit Musik und einem "Eierprinzen" an der Spitze in Bewegung, um traditionell an jeder Haustür um Eier zu "betteln" sowie um Wurst und Speck. Am Abend mündet das Ganze in einem großen Festumzug durch den Ort.