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Corona-Krise Die Leopoldina - was ist das eigentlich?

Wie es in der Corona-Krise gehandelt wird, entscheiden Politiker. Aber immer wieder wird ein Name genannt: Die Leopoldina.

Von Martin Weigle 15.04.2020, 16:32

Halle l Die Leopoldina empfiehlt, der Expertenrat der Leopoldina regt an, von der Leopoldina war zu hören: So oder so ähnlich begannen in den vergangenen Tagen häufig Meldungen zum weiteren Vorgehen Deutschlands in der Corona-Krise. Aber was ist die Leopoldina eigentlich?

Die Deutsche Akademie der Naturforscher Leopoldina, kurz (Academia) Leopoldina, wurde am 14. Juli 2008 zur Nationalen Akademie der Wissenschaften ernannt. Damit steht sie unter der Schirmherrschaft des Bundespräsidenten, des deutschen Staatsoberhauptes. Die Akademie arbeitet unabhängig und ist dem Gemeinwohl verpflichtet.

Gegründet wurde die Akademie 1652 in Schweinfurt von vier Ärzten, die mit dieser Gesellschaft für eine bessere Kommunikation und einfacheren Austausch unter  Wissenschaftlern sorgen wollten. Sie ist damit die älteste noch aktive  naturwissenschaftlich-medizinische Akademie weltweit. Der erste Präsident war Gründungsmitglied Johann Lorenz Bausch.

Derzeit hat die Leopoldina  etwa 1500 Mitglieder, die aus mehr als 30 Ländern kommen und in vier Klassen eingeteilt sind. Neue Mitglieder werden vom Präsidium nach einem mehrstufigen Auswahlverfahren gewählt. Die Kandidaten, profilierte Wissenschaftler und Gelehrte, werden zuvor von Akademiemitgliedern vorgeschlagen. Es gilt heute als eine hohe wissenschaftliche Auszeichnung, zum Mitglied der Leopoldina ernannt zu werden.

Die vorrangige Aufgabe der Nationalen Akademie der Wissenschaften ist die Beratung von Politik, Gesellschaft und Wirtschaft in wissenschaftlichen und wissenschaftspolitischen Fragen, wie demografischer Wandel, globale Wirtschaftssysteme und Krankheitsbekämpfung. Von der Leopoldina werden Stellungnahmen und Empfehlungen zur Bewältigung von drängenden gesellschaftlichen Herausforderungen erwartet.

Finanziert wird die Nationale Akademie der Wissenschaften zu 80 Prozent vom Bundesbildungsministerium und zu 20 Prozent vom Land Sachsen-Anhalt. Sie gilt als wichtige, beratende Einrichtung für die Bundesregierung. Derzeitiger Präsident ist seit 1. März 2020 der Klimaforscher Gerald Haug. Er ist für fünf Jahre gewählt und könnte dann einmal wiedergewählt werden.

In Halle hat die Leopoldina ihren Sitz seit dem Jahr 1878. Zuvor richtete sich der Sitz der Akademie nach dem Wohnort des jeweiligen Präsidenten. Dies wurde aufgegeben, da es ein großer Aufwand war, mit dem gesamten Bibliotheksbestand immer wieder umzuziehen. Halle hatte den Zuschlag als dauerhaften Sitz auch dem guten Ruf der damals aufblühenden Martin-Luther-Universität zu verdanken.

Seit dem Bestehen gehörten mehr als 7000 Wissenschaftler, Forscher und Gelehrte zur Leopoldina. Darunter waren so bedeutende Persönlichkeiten wie Marie Curie, Charles Darwin, Johann Wolfgang von Goethe und Max Planck.

Auch Albert Einstein war Mitglied der Leopoldina, allerdings wurde er zu Beginn des Nationalsozialismus  aus dem Mitgliederregister gestrichen. Auch andere jüdische Mitglieder der Akademie wurden exmatrikuliert. Das Präsidium der Leopoldina hat es sich später zur Aufgabe gemacht, diese Zeit aufzuarbeiten. Zu Ehren der ehemaligen Akademiemitglieder, die von den Nazis ermordet wurden, wurde  2009 in Halle eine Stele zur Erinnerung aufgestellt.