In Magdeburg und Günthersdorf sind im nächsten Jahr Spielbank-Eröffnungen geplant Die Roulettekugel soll wieder rollen
Magdeburg. Die Landesregierung hat der "Merkur Spielbanken Sachsen-Anhalt GmbH" die Zulassung zum Spielbankenbetrieb erteilt. Im nächsten Jahr sollen in Magdeburg und Günthersdorf (Saalekreis) Kasinos neu eröffnet werden.
Jahrelang hielt sie an, die Pechsträhne mit den Kasinos in Sachsen-Anhalt. Jetzt heißt es: neues Spiel, neues Glück. Das Land hat nach jahrelangem Hickhack in einer europaweiten Ausschreibung die Betriebslizenz an die Merkur-Spielbanken vergeben. Diese setzten sich gegen vier weitere Interessenten durch. Zuletzt war noch die Spielbank Berlin GmbH im Rennen gewesen. Das teilte das Innenministerium am Dienstag mit.
Die Merkur-Spielbanken gehören zur international agierenden Gauselmann-Gruppe, deren Partner die schweizerische Stadtkasino Baden AG ist.
Laut Innenstaatssekretär Ulf Gundlach (CDU) will der neue Betreiber 20 Millionen Euro investieren und 70 Vollzeitstellen schaffen. Er hoffe, dass über die Spielbankabgabe für das Land jährliche Einnahmen in Millionenhöhe abfallen. Innenminister Holger Stahlknecht (CDU) witzelte, das Ministerium trage spielend zur Konsolidierung des Landeshaushalts bei.
Ab 2014 soll in Magdeburg (hier wird ein geeigneter Standort in Zentrumsnähe gesucht) und im direkt an der A 9 gelegenen Einkaufscenter Günthersdorf bei Leuna die Roulettekugel wieder rollen. Ob es mit Halle noch ein drittes Kasino geben wird, ist derzeit offen.
Die Spielbanken-Geschichte in Sachsen-Anhalt ist geprägt von Pleiten, Pech und Pannen. 2009 hatte das Land die Spielbanken in Magdeburg, Halle und Wernigerode privatisiert. Vor allem deshalb, weil die Einnahmen aus Roulette, Black Jack und Automatenspiel stark eingebrochen waren - von 10,8 Millionen Euro (2002) auf zuletzt 5,3 Millionen Euro.
Die israelisch-zypriotische Firma "Dare to Dream" kaufte die landeseigene Spielbanken GmbH für eine Million Euro. Große Pläne wurden geschmiedet: So sollte auf dem ehemaligen Kraftwerksgelände in Vockerode für 300 Millionen Euro ein Vergnügungspark entstehen, das "Las Vegas des Ostens".
Doch die zur Sybil-Group gehörende Firma geriet in Finanznöte. Seit Mai 2011 sind die drei Spielbanken geschlossen. Es folgte ein monatelanger Streit um den Weiterverkauf der Kasinos von der Sybil-Group an einen deutsch-türkischen Geschäftsmann, mit dem sich das Land nicht über die Auflagen für die erneute Betriebsaufnahme einigen konnte. Im Januar 2012 wurde dem Spielbanken-Betreiber die Lizenz entzogen. Das Amtsgericht Magdeburg eröffnete das Insolvenzverfahren.
Laut Gundlach waren die bisherigen Spielbanken nicht modern genug ausgestattet, um ausreichend Gäste anzulocken: "Es hätte längst investiert werden müssen."
Doch bald soll die Zeit des "rien ne va plus" vorbei sein. Innenminister Stahlknecht lobte den neuen Betreiber als "seriös und solvent". Die notwendige Eignung, vor allem die fachliche Professionalität und die wirtschaftliche Solidität, werde erfüllt. Auflagen - etwa eine bestimmte Investitionssumme oder Arbeitsplätze - wurden nicht gemacht.
Die Gauselmann-Gruppe ist vor allem durch Spielhallen bekannt. Im Geschäftsjahr 2011 erzielte das Familienunternehmen nach eigenen Angaben 1,7 Milliarden Euro Umsatz und zählte rund 6300 Mitarbeiter. Es hat 500 Standorte in Deutschland und Europa. Vorstandssprecher Paul Gauselmann sagte gestern: "Wir sind bestens auf einen echten Neuanfang im Spielbankenbereich in Sachsen-Anhalt vorbereitet. Als finanzstarkes und auf Nachhaltigkeit ausgerichtetes Unternehmen werden wir vorbildliche Spielbanken schaffen."