1. Startseite
  2. >
  3. Sachsen-Anhalt
  4. >
  5. Zwillingstreffen in Wittenberg

Doppelt hält besser Zwillingstreffen in Wittenberg

Rund 60 Zwillingspaare haben sich zum Zwillingstreffen in Wittenberg angemeldet. Zum 14. Mal heißt es: Doppelt (oder dreifach) hält besser.

Von Bernd Kaufholz 06.07.2019, 01:01

Wittenberg l René Stepputtis sieht man jetzt noch die diebische Freude darüber an, wie er und sein Zwillingsbruder Raik vor mehr als vier Jahrzehnten Klassenlehrer und Arzt ausgetrickst haben.

„Ich saß in der Schule in der ersten Reihe, mein Bruder in der zweiten. Natürlich hat unsere Mutter uns immer gleich eingekleidet, was es den Lehrern noch schwerer machte, uns zu unterscheiden.“

Da sei die Sache mit dem Gedicht gewesen. „Ich habe es zuerst aufsagen müssen, nach der Pause mein Bruder. Da er nicht so sicher war, haben wir einfach die Bänke getauscht und ich habe das Gedicht zweimal runtergerattert.“

Lustig sei auch die Nasen-OP gewesen. Ich hatte den kleinen Eingriff zuerst, eine Woche später Raik.“ Der Arzt habe zuerst die Welt nicht mehr verstanden: „Du warst doch gerade erst hier“, habe er gesagt und schon befürchtet, dass etwas schiefgelaufen sei. Er wollte erst gar nicht glauben, dass er Tage zuvor meinen Zwillingsbruder operiert hatte.

Damals hatte René Stepputtis noch nicht geahnt, dass er eines Tages ehrenamtlich Zwillingstreffen in seiner Heimatstadt organisieren würde.

Am Sonntag ist es das 14. Mal, dass Besucher alles doppelt und dreifach sehen. „60 Paare haben sich angemeldet, aber wer noch kurzentschlossen kommen will, kann das problemlos tun“, sagt der 54-Jährige vom Exil-Verein für kulturelle und soziale Initiative in Wittenberg.

Aus ganz Deutschland kommen die „doppelten Lottchen“ – aus Chemnitz, Berlin, Leipzig, Hannover, Kiel ... Das älteste Paar seien zwei 84-Jährige aus Wittenberg gewesen – Stammgäste beim Treffen. Das jüngste waren Zwillinge, die noch gar nicht geboren waren. Sie nahmen im Bauch der Mutti teil.

Juliane Groß aus Wittenberg freut sich schon aufs Treffen. Zum 9. Mal wird sie mit den Zwillingen Emily und Lia (beide 9 Jahre alt) dabei sein. „Die beiden waren noch Babys, als wir das erste Mal – damals noch in den Cranachhöfen – dabei waren“, sagt sie. „Es ist interessant, mit anderen Familien über die Zwillinge und Drillinge zu reden.“

Und die eigenen Töchter? „Als sie noch klein waren, waren sie pflegeleicht. Inzwischen haben sie sich aber ganz unterschiedlich entwickelt. Emily, die Ältere (eine Minute vor ihrer Schwester geboren) ist die hibbelige, Lia ist die ruhige.“

Die jüngsten Teilnehmer am 14. Zwillingstreffen am 7. Juli 2019 werden wahrscheinlich die 14 Monate alten Elise und Leni sein. Und trotzdem sind sie schon das zweite Mal dabei. „Kaum geboren“, sagt Achim Barth aus der Lutherstadt, und schon lagen sie im Doppelkinderwagen zwischen den anderen Mehrlingskindern und -Erwachsenen. „Überrumpelt“ worden seien er und seine Frau von der Doppelgeburt. „Aber die Freude war riesig.“

Obwohl die Töchter eineiige Zwillinge seien, erscheinen sie äußerlich völlig unterschiedlich. „Eine hat blonde Haare und blaue Augen, die andere braune Augen und dunkle Haare“, so der Vater. Die eine sei zierlich, die andere eher stattlich. „Und auch vom Gemüt her könnten die Kinder kaum unterschiedlicher sein.“