Drei Fragen zum Nikolaus und zum Weihnachtsmann
Nikolaus und Weihnachtsmann sind eng miteinander verbunden. Der Nikolaus sei die ältere Form, erklärt der Verhaltensforscher Christoph Wulf aus Berlin. Zum morgigen Nikolaustag hat er für euch ein paar Fragen beantwortet.
Frage: Seit wann gibt es den Brauch, am 6. Dezember Süßes in Stiefel oder Socken zu stecken?
Christoph Wulf: Der Nikolaustag geht zurück auf eine historische Figur aus dem 4. Jahrhundert, den Bischof Nikolaus von Myra. Er ist in der christlichen Kirche neben Christus und Maria mit dem Kind in vielen Gegenden eine der zentralen Heiligenfiguren. Unter anderem wird ihm zugeschrieben, dass er den drei Töchtern eines Vaters, der sie wegen Geldmangels nicht verheiraten konnte, Goldbrocken ins Zimmer warf, um die Bezahlung der Brautgeschenke zu ermöglichen. Der Nikolaus fragt auch oft, ob die Kinder artig waren. Das geht auf eine Passage aus der Bibel zurück, wo drei Knechten jeweils ein kleines Geldvermögen gegeben und später gefragt wird: "Was hast du denn mit dem Geld gemacht?" Der Nikolaus kann ja auch drohen und strafen.
Frage: Warum sind sich Nikolaus und Weihnachtsmann so ähnlich?
Christoph Wulf: Die Rolle des Nikolaus\' ändert sich in Europa mit der Gründung der evangelischen Kirche. Der Nikolaus verlor dadurch an Bedeutung, Weihnachten wurde das entscheidende Fest. Der Weihnachtsmann wurde zur zentralen Figur. Aber der ist natürlich verbunden mit Traditionen des Nikolausfestes. Das kann man nicht trennen. Von heute aus gesehen ist der Nikolaus die ältere Form.
Frage: Hat der Brauch auch außerhalb der christlichen Welt Nachahmer gefunden?
Christoph Wulf: Die verschiedenen Kulturen in der Welt sind viel enger verbunden als man denkt. Wir haben das zum Beispiel in einer Studie über das Glück der Familie in Deutschland und Japan untersucht. Es zeigt sich die Tendenz, dass Weihnachten bei uns der große Familienbrauch ist. In Japan ist es ähnlich ein paar Tage später beim Neujahrsfest. Man besinnt sich auf seine Familientradition, man hat religiöse Praktiken, man hat ein besonderes Essen. Inzwischen wird aber auch in Japan Weihnachten gefeiert. Und es gibt heute selbst in türkischen Familien die Übernahme des Weihnachtsfestes. Es wird dann aber weniger religiös begründet, sondern eher als Familienfest gefeiert. (dpa)