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Dritte Liga Polizei ächzt unter Dienst beim Fußball

Die Polizei war zum Schutz der Heimspiele des FCM und des HFC allein in der Saison 2016/17 53.414 Arbeitsstunden im Einsatz.

27.07.2017, 23:01

Magdeburg l In der vergangenen Drittliga-Saison hat die Polizei zum Schutz der Heimspiele des 1. FC Magdeburg (FCM) und des Halleschen FC (HFC) insgesamt 53.414 Arbeitsstunden erbracht. In mehr als der Hälfte der Einsätze (24 von 38 Spielen) kam es zu Straftaten, die beispielsweise mit Platzverweisen oder vorläufigen Festnahmen geahndet wurden. Die Beamten haben regelmäßig mit Körperverletzung, Diebstahl, Verstößen gegen das Sprengstoffgesetz (Pyrotechnik) und Beleidigungen zu tun. Beim FCM gibt es 450 gewaltbereite Fans, beim HFC sind es 170. Das geht aus der Antwort der Landesregierung auf eine Kleine Anfrage der Linken im Landtag hervor.

In der Saison 2013/2014 haben noch 38.000 Mannstunden ausgereicht, um die Spiele des HFC (3. Liga) und des FCM (damals 4. Liga) abzusichern. Seit dem Aufstieg der Magdeburger schlagen vor allem die Traditionsduelle gegen Halle, Erfurt und Rostock zu Buche. Allein zum letzten Spiel gegen die Gäste von der Ostseeküste waren 801 Beamte im Einsatz.

„Die Belastung für die Kollegen wird immer höher“, sagt Wolfgang Ladebeck, Landeschef der Deutschen Polizeigewerkschaft. „Manche Kollegen kommen kaum noch aus den Einsatzstiefeln raus. Wer am Wochenende zum Fußball im Dienst ist, fehlt uns dann in der Woche“, beklagt er. Uwe Petermann (Gewerkschaft der Polizei) sieht das ähnlich: „Die Einsätze kosten viel Kraft. Wir sehen aber keine Möglichkeit, die Vereine mit den Kosten für die Polizeieinsätze zu belasten.“

Für das Land fallen jährlich Kosten in Millionenhöhe an, da häufig Verstärkung aus anderen Bundesländern angefordert werden muss. Zudem leiht sich Sachsen-Anhalt regelmäßig Wasserwerfer und Reiterstaffeln aus. Eine exakte Kostenaufstellung konnte das Innenministerium auf Anfrage der Volksstimme am Donnerstag nicht liefern. Man stehe beim Thema Sicherheit in „regelmäßigem Austausch“ mit den Vereinen, erklärte ein Sprecher.

Denn die Polizei kümmert sich zu den Fußballeinsätzen nur um den öffentlichen Raum, die An- und Abreisewege der Fans. Für die Sicherheit in den Stadien sind die Vereine verantwortlich. Die Polizei regt deshalb regelmäßig Stadionverbote an, um Straftäter zu verbannen. In der vergangenen Saison empfahl die Polizei 24 Verbote. Ob und wie diese Anregungen umgesetzt worden sind, konnten der FCM und der HFC am Donnerstag nicht beantworten.

„Wenn man sieht, dass es regelmäßig strafrechtlich relevante Vorfälle gibt, wirft das kein gutes Licht auf den Fußball in Sachsen-Anhalt“, sagt Linken-Politikerin Eva von Angern. Sie setzt darauf, Fanprojekte zu fördern. „Wir müssen diejenigen stärken, die sich benehmen. Ihr Einfluss muss wachsen.“