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Ehe für alle Verband erwartet steigende Nachfrage

Bei den Standesämtern in Sachsen-Anhalt gibt es bereits erste Anfragen zur Ehe für alle. Und es dürften noch mehr werden.

07.08.2017, 06:22

Magdeburg/Halle (dpa) l Das Interesse an der Ehe für alle ist bei vielen Standesämtern in Sachsen-Anhalt noch gering, Verbände erwarten aber eine steigende Nachfrage. "Darauf sollten sich die Standesämter einstellen", sagte Mathias Fangohr aus dem Vorstand des Lesben- und Schwulenverbandes (LSVD) der Deutschen Presse-Agentur. Er geht davon aus, dass die meisten Paare, die bislang in einer Eingetragenen Partnerschaft leben, von der Möglichkeit einer Umschreibung Gebrauch machen. Auch viele Paare, die bislang auf den Gang zum Standesamt verzichtet haben, könnten durch die Ausweitung des Ehebegriffs dazu ermutigt werden. "Wichtig ist, dass es diese Möglichkeit jetzt gibt – alle sind happy", sagte Fangohr.

Möglich ist die Trauung für homosexuelle Paare ab dem 1. Oktober. Dann tritt das neue Gesetz in Kraft, das Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier vor rund zwei Wochen unterschrieben hat. Bei den Standesämtern gibt es bereits Anfragen, das Ausmaß hält sich aber noch in Grenzen, wie eine dpa-Umfrage ergab. So gab es in Halle sechs Anfragen, in Stendal fünf und in Dessau-Roßlau eine. In Halberstadt und Wittenberg hat bisher noch kein schwules oder lesbisches Paar angeklopft. Die Stadt Magdeburg konnte noch keine Zahlen nennen.

Was die neue Aufgabe für die Standesämter bedeutet, lasse sich bislang noch nicht konkret sagen, hieß es aus den Kommunen. Klar ist: Sobald genaue Informationen zur Durchführung vorliegen, sollen die Mitarbeiter entsprechend geschult werden. Zudem erfolge eine Anpassung der Computersoftware, berichtete ein Sprecher der Stadt Halle. Ob mehr Personal erforderlich sei, lasse sich noch nicht abschätzen, erklärte ein Sprecher der Stadt Stendal. Da die Zahl der pro Jahr geschlossenen Eingetragenen Partnerschaften überschaubar sei, reichten die bisherigen Mitarbeiter wahrscheinlich aus. In Stendal wurden in diesem Jahr bislang drei Partnerschaften eingetragen, in Halle sind es pro Jahr im Schnitt etwa 17, in Dessau-Roßlau drei bis fünf.

Unterschiede beim Ablauf der Zeremonie seien durch die Neuregelung nicht zu erwarten, hieß es. "Unterschied war bisher das Register, in dem registriert wurde", sagte ein Sprecher der Stadt Dessau-Roßlau. Zukünftig werde alles im Eheregister beurkundet. Der Sprecher der Stadt Stendal erklärte: "Die Trauung wird ebenso in einer würdigen, feierlichen Form erfolgen."

"Es gibt eine Menge Paare, die bislang gesagt haben, wir wollen keine Ehe zweiter Klasse", sagte Sven Warminsky aus dem Vorstand des lesben- und schwulenpolitischen Runden Tisches. Für diese Paare biete die Ehe für alle nun eine große Chance, den langgehegten Wunsch einer Hochzeit in die Tat umzusetzen.

Wichtigste Änderung durch die Ehe für alle ist aus Sicht von LSVD-Vorstand Fangohr das gemeinsame Adoptionsrecht. Bislang war eine Adoption für ein homosexuelles Paar nur möglich, wenn zunächst ein Partner das Kind adoptiert – der andere konnte später durch eine sogenannte Sukzessivadoption dazukommen. "Das hat viele bislang von einer Eingetragenen Partnerschaft abgehalten." Die Ehe für alle werde deshalb auf große Nachfrage stoßen, ist Fangohr überzeugt. "Gut möglich, dass es einen Run gibt."