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Energiewende Strom in Sachsen-Anhalt teuer wie nie

Das einstige Braunkohle-Land Sachsen-Anhalt produziert heute mehr als die Hälfte seines Stroms aus Erneuerbaren. Haushalte zahlen dafür.

Von Jens Schmidt 05.05.2018, 01:01

Magdeburg l Im Frühjahr 2000 vollzog Deutschland mit dem Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) die Energiewende. Seitdem erhalten Besitzer von Windkrafträdern, Solarstromdächern oder Biogasanlagen für den eingespeisten Strom eine feste Vergütung, die weit über den Marktpreisen liegt. Die „Finanzspritze“ löste einen Boom aus: Die Ökostrommenge versechsfachte sich; in Sachsen-Anhalt ist mittlerweile jede zweite erzeugte Kilowattstunde „grün“.

Die Finanzspritze zahlen müssen aber vor allem die Privathaushalte mit der „EEG-Umlage“. Die Preise stiegen bei Sachsen-Anhalts Versorgern allein seit 2007 zwischen 30 und 50 Prozent. Die Vergütungssätze an die Ökostromanbieter sanken zwar zuletzt, doch da die hohen Sätze aus den Anfangsjahren 20er Jahre garantiert sind, wird die Umlage auch bis Mitte der 20 Jahre kaum sinken.

Hinzu kommt, dass die Netze für zig Milliarden ausgebaut werden müssen, was die Netzentgelte und schließlich die Strompreise weiter klettern lässt. „Möglicherweise werden sie nicht so stark steigen wie vor einigen Jahren, aber gewaltige Entlastungen werden wir nicht erleben“, sagt Helmut Herdt, Chef der Städtischen Werke Magdeburg.

Kaum entlastet wird auch die Umwelt. Mit der Energiewende sollten die Kraftwerke eigentlich immer weniger des klimaschädlichen Kohlendioxids in die Luft blasen. Doch die Realität sieht anders aus, wie der aktuelle Nationale Inventarbericht belegt. Deutsche Kohle- und Gas-Kraftwerke (Strom, Wärme) stießen vor 18 Jahren gut 300 Millionen Tonnen Kohlendioxid aus - daran hat sich bis heute kaum etwas geändert.

Da Wind- und Sonnenstrom wetterabhängig sind und zudem der Wirtschaftsmotor brummt, liefert die Braunkohle weiterhin große Energiemengen: Mit 147 Milliarden Kilowattstunden im vorigen Jahr fast genau so viel wie beim Start der Energiewende vor 18 Jahren.

Hier geht es zum Kommentar von Jens Schmidt