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Wölfe Experte sieht explosionsartige Vermehrung

Der Wolf stand im Mittelpunkt eines Podiums der CDU in Wolmirstedt. Dabei wurde deutlich: Die Landbevölkerung fühlt sich im Stich gelassen.

Von Alexander Walter 27.04.2017, 01:01

Wolmirstedt l Es sollte ein Abend zur Versachlichung der Debatte über den Wolf werden. Unter dem Titel „Märchen oder Wahrheit – Ist der Wolf eine Bedrohung?“ hatte die CDU-Landtagsfraktion für Dienstag zur Podiumsdiskussion mit Vertretern von Bauern-, Jagd- und Naturschutzverbänden nach Wolmirstedt geladen. Mit Professor Michael Stubbe hatte die Fraktion gar einen ausgewiesenen Populations-Ökologen gewonnen. Wer eine ausgewogene Debatte erwartet hatte, wurde allerdings enttäuscht.

Keine halbe Stunde nach Beginn stand die Antwort fest, Tenor: Die Politik lässt die Menschen mit dem Problem im Stich. „Die Landbevölkerung ist einem Großversuch ausgesetzt“, kritisierte Franz Prinz zu Salm-Salm vom Waldbesitzerverband. Das Land bleibe Antworten schuldig.

In der Tat wich Klaus Rehda, Staatssekretär im Umweltministerium, der wichtigsten Frage des Abends aus: „Wie viele Wölfe sind nötig, um den für eine Regulierung geforderten stabilen Bestand zu erreichen“, wollte Moderator Detlef Gürth (CDU) wissen. „Das ist nicht einfach zu beantworten“, sagte Rehda. Das Land habe den Bund um Prüfung gebeten. Deren Ergebnis nahm Michael Stubbe vorweg: Bundesweit genügten 100 Wölfe. „Diese Zahl ist mit 500 Tieren aber längst überschritten.“ Ohne Bejagung werde der Bestand „explosionsartig“ steigen. Bis 2025 werde es rund 2500 Wölfe in Deutschand geben, so der Experte.

Der kluge Räuber könne dabei zunehmend zur Bedrohung für Nutztiere werden, das zeigten Untersuchungen aus anderen Weltregionen. In der Mongolei etwa machten Haustiere mehr als 50 Prozent der Beute aus. Franz zu Salm-Salm ging noch einen Schritt weiter: „Das Leben der Menschen auf dem Land wird zur Käfighaltung“, sagte er. Unterstützung erhielt er von Annegret Schwarz, Bürgermeisterin im altmärkischen Bismark. Die Menschen hätten Angst um ihre Kinder. „Als Kommunen können wir Waldkindergärten nicht mehr verantworten.“

Das Ergebnis des Podiums ist ein Maßnahmekatalog der CDU. Darin fordert die Fraktion unter anderem die Festlegung einer Bestandsobergrenze. Das Fazit von Klaus Rehda: „Es hat keinen Sinn in Hysterie zu verfallen“, ging am Ende fast unter. Vertreter des Naturschutzbundes (NABU) waren der Einladung zum Podium nicht gefolgt.