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Zuschuss Sachsen-Anhalter zögern beim Baukindergeld

Erst 1400 Familien aus Sachsen-Anhalt haben Anträge auf Baukindergeld gestellt - nach Expertenmeinung ist das ausbaufähig.

Von Alexander Walter 29.12.2018, 00:01

Magdeburg l Um mehr Familien zur eigenen Immobilie zu verhelfen, hat die Bundesregierung im Herbst das neue Baukindergeld eingeführt. Pro Kind unter 18 gibt es bei Bewilligung über zehn Jahre einen Zuschuss von 1200 Euro jährlich. Bei zwei Kindern etwa sind so Fördersummen von 24.000 Euro möglich.

Drei Monate nach dem Start am 18. September sind bei der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) bundesweit 47.741 Anträge eingegangen und zugesagt worden (Stand 14. Dezember). 1409 stammen von Familien aus Sachsen-Anhalt, teilte das zuständige Bundesbauministerium mit. Ab Auszahlungsbeginn im März könnten damit 26 Millionen Euro ins Land fließen.

Mit der Antragszahl liegt Sachsen-Anhalt im Mittelfeld des Ostens. Deutlich mehr Anträge gab es in Sachsen (2105) und Brandenburg (1821), weniger in Thüringen (1273) und Mecklenburg-Vorpommern (1151). Zum Vergleich: Spitzenreiter Nordrhein-Westfalen kommt auf 10.728 Anträge – hat aber auch fast 18 Millionen Einwohner (Sachsen-Anhalt gut 2,2 Millionen).

Auch bei den Anträgen pro 1000 Einwohner bleibt das Land mit 0,63 im Mittelfeld der neuen Länder (hier vor NRW: 0,60). Der Wert blendet Verzerrungen durch unterschiedliche Bevölkerungsgrößen aus.

Nach Ansicht von Stefan Kofner, Professor für Immobilien- und Bauwirtschaft an der Hochschule Zittau, sind die Zahlen gerade für Sachsen-Anhalt aber ausbaufähig. Denn: Die Wohneigentumsquote im Land ist mit 42,4 Prozent geringer als etwa in Niedersachsen (54,7 Prozent) oder Thüringen (44 Prozent). Gleichzeitig sind die Kosten sowohl für Bauland als auch fürs Bauen niedrig: Pro Quadratmeter Bauland wurden zuletzt im Schnitt nur 50 Euro fällig – in Niedersachsen 98. „Ein 120-Quadratmeter-Reihenhaus ist so schon für 150 .00 Euro zu haben“, sagt Kofner. In Niedersachsen oder um Berlin koste das schnell mal das Doppelte.

Die Einschätzung untermauert eine Berechnung des Portals „Immobilienscout 24“. Ihr zufolge bringt das Baukindergeld nirgends eine so starke Entlastung wie in Sachsen-Anhalt: Eine Familie mit zwei Kindern kann mit dem Zuschuss demnach bis zu 13 Prozent der Baukosten abdecken.

Gründe für die Zurückhaltung der Sachsen-Anhalter sind nach Auffassung des Landesverkehrsministeriums fehlendes Eigenkapital und lange Kreditlaufzeiten. „Für ein neues Haus braucht man 30.000 Euro Eigenkapital“, sagt auch Experte Stefan Kofner. Die Löhne aber seien oft niedrig. „Das Geld hat nicht jeder.“ Dabei sei die Stärkung der Eigentumsquote eine der wirksamsten Maßnahmen, um Altersarmut vorzubeugen.

Das Baukindergeld können Familien mit einem Einkommen von maximal 90.000 Euro bei einem Kind (plus 15.000 Euro je weiteres Kind) beantragen. Es muss nicht zurückgezahlt werden. Sachsen-Anhalt hat daneben eigene Förderangebote für Familien, etwa Darlehen der Landesinvestitionsbank IB. Pro Kind gibt es einen Bonus von 800 Euro jährlich für fünf Jahre und weitere Anreize.

Hier gibt es den Kommentar zum Thema.