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Forschung „Wir werden mit Corona fertig!“

Biopharmazie-Unternehmen IDT Biologika aus Sachsen-Anhalt forscht nach einem Impfstoff

Von Herbert Spies 07.05.2020, 23:01

Dessau/Magdeburg l Andreas Neubert reagiert mit der Sachlichkeit eines Naturwissenschaftlers. „Der Erfolgsdruck ist hoch. Denn es gibt viele Erwartungen an einen Impfstoff gegen das Corona-Virus“, sagt er mit ruhiger Stimme. Der 64-Jährige ist das Gesicht der Wissenschaft in Sachsen-Anhalt im Kampf gegen die Corona-Pandemie. Weil Andreas Neubert verantwortlich ist für den Entwicklungsbereich der IDT Biologika GmbH im Biopharmapark Dessau-Roßlau. Das bedeutet: Er und sein Team forschen im engen Austausch mit anderen Experten im In- und Ausland nach einem Impfstoff gegen das im schlimmsten Falle todbringende Corona-Virus.

Das 1921 als Bakteriologisches Instituts der Anhaltischen Kreise in Dessau gegründete Unternehmen ist inzwischen einer der Weltmarktführer der internationalen Biotechnologiebranche. Hauptgeschäft ist die Entwicklung und Produktion biotechnologisch hergestellter Impfstoffe und Medikamente.

Neben Dessau gibt es zwei weitere Standorte: Im Zentrum für Neurowissenschaftliche Innovation und Technologie auf dem Campus der Universität in Magdeburg. Und in Rockville, Maryland, in den USA. Andreas Neubert arbeitet seit fast 40 Jahren bei der Firma. „Ich habe in den siebziger Jahren an der Moskauer Veterinärakademie studiert“, erzählt der Tierarzt, „1982 ergab sich die Möglichkeit, als Projektleiter für Forschung und Entwicklung von viralen Impfstoffen und Diagnostika für kleine Haus- und Pelztiere am Institut für Impfstoffe Dessau anzufangen. Diese Chance habe ich ergriffen.“

Drei Jahre später wurde das VEB Kombinat Veterinärimpfstoffe Dessau gegründet, das dem DDR-Landwirtschaftsministerium unterstellt war. Eine der Einrichtungen dieses Kombinats war das Impfstoffwerk Dessau-Tornau, deshalb die Abkürzung IDT im heutigen Firmennamen. „Es gibt dort eine lange Kontinuität der Forschung mit exzellenten Ergebnissen, etwa bei der Bekämpfung von Ebola, der Tollwut oder HIV“, sagt Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) nicht ohne Stolz, „ich bin froh, dass wir das Unternehmen im Land halten konnten, auch weil wir deshalb nicht vom Ausland abhängig sind. Wir konnten die DDR-Kompetenz bewahren und aufwachsen lassen.“ Im Jahr 1993 privatisierte die Klocke-Gruppe mit Sitz in Weingarten (Baden-Württemberg) das Unternehmen.

Heute arbeiten bei der IDT in Sachsen-Anhalt insgesamt 1400 Mitarbeiter. Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) forschen derzeit weltweit 89 Wissenschaftler-Teams nach einem Impfstoff. „Wir sind relativ weit auf dem Gebiet. Ich persönlich bin da sehr zuversichtlich“, meint IDT-Geschäftsführer Jürgen Betzing. Und Entwicklungs-Leiter Andreas Neubert ergänzt: „Ich möchte mit einem Impfstoff helfen, die gegenwärtige komplizierte wirtschaftliche Situation und gesundheitliche Bedrohung zu entschärfen. Wir dürfen unseren Humor und Optimismus nicht verlieren. Wir werden mit Corona fertig!“