Redakteurin schreibt offenen Brief Frau Holle, hol die Betten rein!
Liebe Frau Holle, ich schreibe dir, weil ich die Nase langsam gerieselt voll habe. Deine ständige Bettenschüttelei hat bedenkliche Auswirkungen auf meinen Alltag. Schon seit Wochen freue ich mich darauf, endlich wieder mit runtergekurbelten Scheiben zur Arbeit zu fahren. Stattdessen bin ich nun ernsthaft am Überlegen, ob ich mein Auto verkaufe und mir einen Pferdeschlitten zulege.
Doch damit nicht genug: Neulich bei der Verkostung edler italienischer Weine sehnte sich mein Gaumen nach nichts mehr als nach einem Schlückchen Glühwein - von mir aus auch vom Discounter. Zudem habe ich vor einigen Tagen begonnen, meine Einkäufe aus dem Supermarkt in Weihnachtspapier zu wickeln.
Doch bestimmt hast du einen guten Grund dafür, dass du Mitte März solchen Ehrgeiz entwickelst. Möglicherweise gehst du ja bald in Rente und bildest nun in einer Intensivschulung deine Nachfolgerin aus. Im Gegensatz zu deinem Schnee fällt "Frau Holles next Goldmariechen" schließlich nicht einfach vom Himmel.
Vielleicht willst du auch zeigen, dass du trotz deines fortgeschrittenen Alters noch nicht zum alten Eisen gehörst und schiebst deshalb freiwillig Überstunden.
Beides ist zwar löblich. Doch bitte denke auch an deine Gesundheit. Bevor deinen Nacken Verspannungen plagen, vor denen der begnadetste Physiotherapeut kapituliert, solltest du mal zur Kur fahren. Am besten gleich morgen. Lass dir dort ruhig Zeit. Es reicht völlig, wenn du im Dezember zurückkommst.
Deine Elisa Sowieja