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GeneralstaatsanwaltFCM-Fan Hannes sprang wohl in Todesangst

Im Rechtsausschuss des Landtags wurde öffentlich Auskunft zur Einstellung der Ermittlungen im Fall um FCM-Fan Hannes gegeben.

Von Matthias Fricke 22.03.2019, 18:49

Magdeburg l Die Eltern des 25-jährigen Hannes, Silke und Horst Schindler, haben ganz vorne auf den rund 30 voll besetzten Besucherstühlen im Raum B005 des Landtagsgebäudes Platz genommen. Auch seine Freundin Josefine Zimmermann (26) ist dabei. Die Schindlers tragen blaue T-Shirts mit der Aufschrift „Hanni“ und „Muddi“ auf dem Rücken. Vorne ist ein Bild ihres Sohnes zu sehen. Sie sind auf der Suche nach Antworten, haben deshalb eine Petition mit mehr als 27.000 Unterschriften zur Wiederaufnahme des Verfahrens an den Landtag gerichtet.

In der etwa eineinhalbstündigen Stellungnahme brechen sie mehrmals in Tränen aus. Zuvor hat Justizministerin Anne-Marie Keding (CDU) die Gelegenheit genutzt, ihr Mitgefühl auszusprechen. Sie sagt zu Beginn der Sitzung: „Ich kann nur einen Appell an mögliche Zeugen richten, ihr Schweigen nach zweieinhalb Jahren vielleicht doch noch zu brechen und eine Aussage zu machen.“ Dann könne das Verfahren wieder aufgenommen werden.

Konrad spricht später von „fast stereotypen Zeugenaussagen“ der etwa 50 im Zug befindlichen Ultras des Halleschen FC, die zum großen Teil nichts zur Aufklärung des Falls beigetragen hätten. Konrad: „Das war von Anfang an unser Problem, dass die Fußballfans eher unkooperativ sind. In diesen Szenen arbeitet man nicht gerne mit der Polizei zusammen“, sagt er.

Kurz vor Mitternacht am 1. Oktober 2016 war Hannes mit drei Freunden an unterschiedlichen Stellen in die Regionalbahn eingestiegen. Sie kamen von einer Feier. Es herrschte dichtes Gedränge im Zug. Ein Hallenser habe gerufen: „Da ist ein Magdeburger!“ Dann wollen mehrere Zeugen Schläge und Tritte gegen Hannes gesehen haben. Weitere Aussagen blieben aber nebulös. Identifiziert werden konnte niemand. Der Rechtsmediziner, der Hannes gleich am nächsten Morgen im Krankenhaus untersuchte, fand zudem keinerlei Anzeichen für Tritte oder Schläge.

Wegen der Zeugenaussagen geht der Generalstaatsanwalt davon aus: „Das muss ihn in Todesangst versetzt haben, so dass er in Panik aus dem Zug gesprungen ist.“ Dieser fuhr zu diesem Zeitpunkt 38 km/h und befand sich etwa 300 Meter hinter dem Bahnhof Haldensleben. Im Zug sei man offenbar davon ausgegangen, dass nichts passiert war. Deshalb konnte die Polizei erst später aufwändig über die Videoüberwachung des Bahnhofs rund 40 Zeugen ermitteln. Ihre Aussagen und die DNA-Spuren an den Türen ergaben am Ende „keine Anhaltspunkte für die Tat Dritter“.