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Geschäftsführer Baubetrieb soll Ruf aufpolieren

Der zentrale Baubetrieb in Sachsen-Anhalt hat einen neuen Geschäftsführer. Der Posten war mehr als drei Jahre verwaist.

Von Michael Bock 28.08.2019, 01:01

Magdeburg l Das Bau- und Liegenschaftsmanagement Sachsen-Anhalt (BLSA) steht derzeit immer wieder unter Beschuss. In Ministerien und auch im Landtag wird die Arbeit des Baubetriebes größtenteils schlecht bewertet. Dem BLSA werden Planungsfehler, häufig Zeitverzug bei Bauprojekten und oftmals Unzuverlässigkeit im Zusammenspiel mit anderen Institutionen zur Last gelegt. Die Folge sind teils immense Kostensteigerungen.

Finanzstaatssekretär Rüdiger Malter, ebenso wie BLSA-Chef Andreas Grobe erst seit einigen Tagen im Amt, ist nun redlich bemüht, den arg ramponierten Ruf des BLSA aufzupolieren. „Im Land gibt es 2,2 Millionen Bauexperten“, ist spöttelte Malter gestern. Und alle hätten zur Arbeit des BLSA eine Meinung. „Man sollte die Bauleute einfach mal machen lassen“, betonte er. So schlecht, wie die Arbeit in der Öffentlichkeit wahrgenommen werde, sei sie überhaupt nicht.

Das 2012 geschaffene BLSA verwaltet die Immobilien des Landes und plant Bauprojekte. Der zentrale Baubetrieb mit seinen 470 Mitarbeitern ist beim Finanzministerium angedockt. Nach eigenen Angaben wurden seit Errichtung des BLSA im Landes- und Bundesbau Vorhaben von mehr als einer Milliarde Euro realisiert.

Bei etlichen Großprojekten hinkt das BLSA den ursprünglichen Zeitplänen weit hinterher. Zu jahrelangen Verzögerungen kommt es etwa beim wichtigsten Polizeineubau, der Inspektion Magdeburg. Das Finanzministerium rechnet mit der endgültigen Fertigstellung bis Ende 2025. Eigentlich wollte man schon zwei Jahre früher fertig sein.

Und es wird immer teurer. Erst im April hatte das Finanzministerium die Kosten auf 155,4 Millionen Euro geschätzt. Jetzt, nur vier Monate später, ist bereits von 161,5 Millionen Euro die Rede.

In Stendal entsteht für 29,9 Millionen Euro eine Landeserstaufnahmeeinrichtung. Die ehemalige Grenztruppenkaserne soll Platz für bis zu 1000 Flüchtlinge bieten. Auch hier ein jahrelanger Zeitverzug. Ursprünglich sollte die Inbetriebnahme im Oktober 2018 erfolgen. Neuer Termin ist jetzt der Juli 2022.

Nächstes Beispiel: der Umbau des früheren Dessauer Gefängnisses zu einer Abschiebehaftanstalt für bis zu 27 abgelehnte und ausreisepflichtige Asylbewerber. Eigentlich sollte der Umbau Anfang/Mitte 2019 erfolgt sein. Jetzt heißt es in der Antwort auf eine kleine Anfrage der Landtagsabgeordneten Eva von Angern (Linke), die Fertigstellung sei „für Anfang 2022 geplant“ – also drei Jahre später als vorgesehen. Die zunächst geschätzten Kosten sind von vier Millionen Euro auf aktuell zehn Millionen Euro nach oben geschossen.

Wann das geplante Herzzentrum des Uniklinikums Magdeburg fertig ist, steht in den Sternen. Baubeginn war bereits 2015, die Kosten werden auf 110 Millionen Euro veranschlagt.

Finanzstaatssekretär Malter sagte, oftmals veränderte Wünsche der Ministerien oder Gesetzesgrundlagen würden dazu führen, dass aufwendig umgeplant werden müsse. Das koste Zeit. Auch die Tatsache, dass die Bauwirtschaft Kapazitätsgrenzen erreiche, sorge für Verzögerungen.

Die Zentrale des BLSA liegt indes ab November im Magdeburger Wissenschaftshafen. Bis Ende Oktober 2025 sollen dort rund 100 Beschäftigte untergebracht werden. Die Mietkosten belaufen sich laut Ministerium auf 384.000 Euro jährlich. Zuvor hatte die Behörde im Frühjahr ihre Zentrale wegen akuter Einsturzgefahr geräumt. Unter anderem wurden Risse in der Decke entdeckt. Das einsturzgefährdete Gebäude gehört dem Land. „Ein Abriss ist wahrscheinlich“, sagte Malter. Ein Neubau könnte das Bröckelgebäude ersetzen.