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Hackerangriff Kleine Firmen im Fokus von Cyber-Gangstern

Mindestens 200-mal sind kleinere Firmen in Sachsen-Anhalt 2017 Ziel von Cyber-Attacken geworden.

Von Alexander Walter 15.11.2018, 00:01

Magdeburg l Die Schadsoftware kam per Rechnung in einer E-Mail. Ahnungslos klickte die neue Mitarbeiterin auf den Anhang. Minuten später erschien auf allen Rechnern des kleinen Handwerk-Betriebs nur noch Zahlensalat: Kundendaten, Aufträge, Buchhaltung – all das schien verloren. Es folgte die Forderung: 10.000 Euro im Gegenzug für die Freigabe der Daten.

Cyber-Angriffe wie diese auf eine Magdeburger Firma im vergangenen Jahr sind typisch, sagt Roland Hallau vom Mittelstand-4.0-Kompetenzzentrum Chemnitz. In dem Fall konnten die Mitarbeiter den infizierten Rechner immerhin isolieren und ihre Daten so noch retten.

Nicht immer gehen Attacken aber so glimpflich aus. So verlor eine einzige Firma ebenfalls im vergangenen Jahr fast 243.000 Euro. Dabei gaben sich Täter per E-Mail als Geschäftsführer aus und wiesen Zahlungen auf ein Konto in Zypern an.

Mindestens 1037-mal seit 2014 wurden kleine und mittelständische Firmen im Land Ziel von Cyber-Kriminalität. Das geht aus aktuellen Daten des Landeskriminalamts (LKA) hervor. Zwischen 2014 und 2017 nahm die Zahl bekannt gewordener Delikte von 177 auf 216 zu (2018 bis Oktober: 154). Die Dunkelziffer dürfte laut LKA deutlich höher liegen. Denn längst nicht alle Angriffe werden bemerkt. Falls doch, verzichten Firmen oft auf Anzeigen – auch aus Angst den guten Ruf bei Kunden zu verlieren.

Trotz der Zahlen unterschätzen viele Firmen das Thema, sagt Handwerkskammer-Geschäftsführer Burghard Grupe. „Die Betriebe verlassen sich in der Regel allein auf ihren IT-Dienstleister und sensibilisieren ihr Personal nicht ausreichend“, so Grupe. Ein Grund: Viele Firmen glauben, für Hacker uninteressant zu sein. Das aber trifft nicht zu, ergänzt Martin Lundborg vom Netzwerk Mittelstand Digital – es berät Firmen zur IT-Sicherheit.

Denn: Schadprogramme suchten meist automatisiert nach Schwachstellen. Gerade bei ungeschützten Kleinfirmen werden sie fündig. Eine bundesweite Studie zur Lage der IT-Sicherheit in kleineren Firmen belegt das Defizit: In vier von fünf Handwerksbetrieben sind demnach bereits Sicherheitsprobleme aufgetreten. Fast jeder dritte betroffene Betrieb war dadurch mehrere Tage beeinträchtigt.

Die Handwerkskammer Magdeburg sieht Aufklärungsbedarf: Mit Partnern wie dem 4.0-Kompetenzzentrum bietet sie Schulungen an. Auf der Webseite stellt die Kammer das Analysewerkzeug „SiTom“ zur Verfügung. Damit können Firmen prüfen, wie gut geschützt sie sind. IT-Sicherheitsexperte Hallau empfiehlt Firmen zuallererst, Mitarbeiter zu sensibilisieren: Mehr Sicherheit lasse sich schon mit guten – und regelmäßig wechselnden – Kennwörtern erzielen. Vor allem aber sollten Betriebe sensible Daten täglich extern speichern und sicher verwahren. Allein damit verlören etwa Verschlüsselungsattacken bereits ihren Schrecken.