1. Startseite
  2. >
  3. Sachsen-Anhalt
  4. >
  5. Immer weniger Firmen bilden aus

Handwerk Immer weniger Firmen bilden aus

Die Handwerksbetriebe in Sachsen-Anhalt klagen über den Fachkräftemangel, bilden aber immer weniger aus.

01.08.2017, 23:01

Magdeburg l Das Lehrjahr beginnt mit einer schlechten Nachricht: Nie zuvor haben im Norden Sachsen-Anhalts weniger Betriebe einen neuen Auszubildenden eingestellt. Das geht aus einer Anfrage der Volksstimme an die Handwerkskammer Magdeburg hervor. Demnach haben zu Beginn des Lehrjahres nur 782 Unternehmen mindestens einen neuen Azubi unter Vertrag genommen. Da aber auch nach dem 1. August weiter Lehrverträge abgeschlossen werden, wird die Zahl der Azubis im ersten Lehrjahr noch wachsen. Insgesamt rechnet die Kammer damit, dass sich die Zahl der Betriebe mit Azubis zwischen dem ersten und vierten Lehrjahr auf ähnlichem Niveau bewegen wird wie 2016.

Im vergangenen Jahr bildeten noch 1400 Betriebe im Norden Sachsen-Anhalts Handwerker aus. Doch seit Jahren gibt es in der Region weniger Lehrbetriebe. Der Präsident der Handwerkskammer Magdeburg schlägt jetzt Alarm und kritisiert seine Kollegen. Hagen Mauer sagte der Volksstimme: „Ich finde das nicht richtig. Betriebe, die nicht ausbilden, setzen ihre Existenz aufs Spiel.“

Viele Firmen schrecken jedoch vor dem zeitlichen und finanziellen Aufwand für die Ausbildung des Nachwuchses zurück, sagte Mauer. Statistiken zeigen zudem: Es gibt weniger Schulabgänger. Und: Abiturienten zieht es häufiger als früher an die Universitäten. Angesichts des zunehmenden Fachkräftemangels im Handwerk hält Mauer diese Entwicklung für bedrohlich. Der oberste Handwerker im Norden Sachsen-Anhalts regt deswegen eine verpflichtende Berufsberatung auch an Gymnasien im Land an. Bislang biete sich nur an den Haupt- und Realschulen die Gelegenheit, für die Berufe des Handwerks zu werben, so Mauer, der in der Altmark einen Metallbau-Betrieb mit 17 Mitarbeitern leitet. „Wir müssen klarmachen, dass es auch im Handwerk gutes Geld zu verdienen gibt“, so Mauer.

Sachsen-Anhalts Landesregierung plant bereits, die Berufsberatung auch auf die Gymnasien auszuweiten. Ein Vorschlag dazu soll dem Landtag nach der Sommerpause im Entwurf des neuen Schulgesetzes vorgelegt werden, so das Bildungsministerium.