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Hochschulen Streit um Lehrerbildung an Uni Halle

Die Uni Halle soll künftig statt 800 rund 1000 Lehramts-Erstsemester aufnehmen. Über die Fächerkombinationen aber gibt es Streit.

Von Alexander Walter 11.06.2020, 21:25

Magdeburg l Zwischen Bildungs- und Wissenschaftsministerium herrscht Streit über die Zukunft der Lehrerbildung an der Uni Halle. Bildungsminister Marco Tullner (CDU) will neben einem Aufwuchs der Erstsemesterplätze von 800 auf 1000 eine Steuerung der anwählbaren Fächer über ein finanzielles Anreizsystem. Die Idee: Die Uni Halle soll bei Belegung von Erstsemesterplätzen in Mangelfächern, wie Deutsch, Englisch oder Mathe zusätzliches Geld erhalten. Ein Numerus clausus in diesen Fächern soll gegebenenfalls entfallen.

Ein Formulierungsvorschlag Tullners schaffte es am Dienstag allerdings nicht in die vom Kabinett abgesegneten Zielvereinbarungen. Das Vertragswerk zwischen Land und Hochschulen legt Aufgaben und Finanzausstattung der Einrichtungen bis 2024 fest. Es soll nach langen Verhandlungen im Juni von den Rektoren unterzeichnet werden.

Christian Tietje, Rektor der Uni Halle, sagte zum Vorstoß Tullners: „Studenten vorschreiben zu wollen, welche Fächer sie anwählen, widerspricht der Idee der freien Studienwahl.“ Ein ähnliches Modell habe es 2012 bis 2014 schon einmal gegeben. Die Studierendenzahlen seien damals eingebrochen, sagte Tietje. „Dasselbe würde auch jetzt wieder passieren.“

Kritik üben die Hochschulen auch an einem Corona-Solidaritätsbeitrag, den das Land ihnen im zeitlichen Zusammenhang mit den neuen Zielvereinbarungen abfordert. Zwischen 2022 und 2024 geht es um 6 Millionen Euro. Die Summe entspricht aus Sicht des Finanzministeriums freien Rücklagen der Hochschulen. Die Einrichtungen betonten zuletzt, die Mittel seien gebunden.

Die Landesrektorenkonferenz plant ihre Unterschrift unter die Vereinbarungen mit einer Protokollnotiz zu versehen: Es solle in keiner Weise zum Ausdruck kommen, dass die Hochschulen die auferlegten Verpflichtungen akzeptierten, heißt es darin. Jens Strackeljan, Chef der Landesrektorenkonferenz, sagte: „Ich möchte klar feststellen: Die Hochschulen sind nicht überfinanziert.“ In der Corona-Krise hätten diese etwa mit dem Ausbau digitaler Angebote bereits zusätzliche Aufgaben aus eigenem Budget gestemmt. Der Senat der Uni Halle hatte bereits am Mittwoch eine Protestnote verfasst.

Das Wissenschaftsministerium erklärte, die Zielvereinbarungen seien ein Erfolg. Die Hochschulen erhielten bis 2024 385 Millionen Euro pro Jahr. Das sei ein erheblicher Aufwuchs im Vergleich zu früheren Jahren.