Kunst in der Schule Im Labyrinth des Lebens
Der Kunstkurs des Stendaler Hildebrand-Gymnasiums hat sich im Schulhaus verewigt.
Stendal l Das Abi ist in der Tasche. Und jetzt? Studium, Freiwilliges Soziales Jahr, Auslandsaufenthalt, „Gap-Year“ oder doch eine Berufsausbildung? Unzählige Möglichkeiten warten, viele Entscheidungen sind zu treffen und manchmal stellt sich erst hinterher heraus, dass die Idee, gefährdete Seepferdchen in Kambodscha zu schützen, in echt doch gar nicht so toll ist. Kurz gesagt: Man steckt in einem Labyrinth unüberschaubarer Möglichkeiten fest – und muss irgendwie seinen Weg finden. Vierzehn Schüler des Hildebrand-Gymnasiums haben sich während eines Kunstprojekts Gedanken über ihren ganz persönlichen Weg, ihre Träume und Wünsche gemacht.
Kunstlehrerin Anke Hamann lässt ihren diesjährigen Kunstkurs nur ungern ziehen: „Es ist ein Kurs, von dem man nur träumen kann“, sagt die Lehrerin, „und ich werde immer etwas wehmütig, wenn ich daran denke, dass sie bald gehen.“ Allerdings gehen die Schüler ja nicht so ganz. „Sie hinterlassen ein Stück“, bestätigt Hamann. Vierzehn einzelne Leinwände, die zusammen ein Gesamtkunstwerk ergeben, bleiben dem Hildebrand-Gymnasium nämlich erhalten.
„Viele Wege führen nach Rom, das spiegelt sich auch im Thema Labyrinth wider“, berichtet Hamann. „Das einzige verbindende Element ist der Weg. Die Schüler sollten sich fragen: Was bietet das Leben?“ Verschiedenste Motive, mit Acrylfarben gemalt, wurden auf die Leinwände gebracht: Ein Pferd, Eheringe, die Friedenstaube, aber auch ein Bierkrug, Geld und eine Weltkarte geben Einblicke in die Pläne der Abiturienten für die Zeit nach dem Abitur.
„In meinem Lebensweg spielt die Familie eine große Rolle, das habe ich durch das Herz und die Eheringe ausgedrückt“, sagt Schülerin Saskia Rummert. „Außerdem habe ich ein Pferd gemalt, da ich mir schon seit ich klein bin, eines wünsche“, erklärt die Schülerin und lacht.
Für Simon Parisius stand unterdessen von Anfang an fest: „Ich werde mein Bild verkehrt herum aufhängen. Dadurch möchte ich für Toleranz für verschiedene Lebensentwürfe werben.“ Nach dem Abitur geht es für Parisius erst einmal für ein Jahr ins Ausland, genauer gesagt nach Kuba. „Vielleicht steht auf der Südhalbkugel die Welt ja auch einfach Kopf“, sagt Parisius zu dem von ihm gewählten Motto „Alles steht Kopf“.
Sein Schulkamerad Timon Tuchel hat sich ebenfalls dafür entschieden, ins Ausland zu gehen. „Ich werde in Österreich erst einmal eine Ausbildung machen“, sagt Tuchel, „für Technik und Chemie interessiere ich mich besonders.“
Für die Abiturientin Charis Runa Borstel steht ganz klar die Familie im Vordergrund. „Der Babykopf und die Eheringe zeigen das auf meiner Leinwand“, so die Schülerin. Nach dem Abi absolviert sie ein Freiwilliges Soziales Jahr in einem Kindergarten. „Ich mag es einfach, mit Kindern zu arbeiten.“
Das die Abiturienten, die das Hildebrand-Gymnasium verlassen, dort etwas hinterlassen, ist bereits Tradition. „Im vergangenen Jahr wurden die Biologieräume von den abgehenden Jahrgängen gestaltet“, berichtet Anke Hamann. Sie findet die Idee gut, denn: „Wenn die Schüler bei einem Tag der offenen Tür zurückkommen, können sie sagen: Hier ist noch was von mir.“