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U18-Landtagswahl Party in der „Rolle“

Wie sähe die Landesregierung aus, wenn Kinder und Jugendliche wählen? Die U18-Wahl in Halberstadt am 4. März beantwortet diese Frage.

Von Dominik Mothes 09.02.2016, 23:01

Halberstadt l Während am 13. März Sachsen-Anhalts volljährige Bürger zur Wahl des Landtags aufgerufen sind, dürfen die Kinder und Jugendlichen im Land bereits neun Tage früher abstimmen. So auch in Halberstadt. Das Jugendzentrum Rolle veranstaltet am 4. März zum ersten Mal eine U18-Landtagswahl.

„Wir sehen das als Übung für die echten Wahlen an. Es ist eine Art pädagogisches Training für die Jugendlichen“, so Josefina Rapmund (19). Zusammen mit Praktikantin Sandra Junge (24), stellte die FSJ-lerin das Projekt in Halberstadt auf die Beine. „Die Organisation wird zwar vom Jugendring Sachsen-Anhalt geleitet, die Umsetzung der Wahl liegt aber bei uns“, berichtet Josefina. Umzusetzen gibt es einiges: „Wir müssen für die Wahlen Wahlurnen und Kabinen vorbereiten und verschiedene Schulen in Halberstadt anfragen, ob wir die dort aufstellen dürfen. Die Kinder müssen auch über die Politik aufgeklärt werden. Wir präsentieren ihnen etwa die verschiedenen Wahlprogramme.“

An der U18-Landtagswahl dürfen Kinder aller Altersklassen teilnehmen. „Die Kinder sollten sich aber eine eigene Meinung bilden können“, empfiehlt FSJ-lerin Josefina Rapmund. „Es ist unglaublich, wie sich bereits die Jüngeren mit Politik auseinandersetzen, auch wenn es nur unterbewusst ist“, fügt Angelika Arndt, Leiterin des Jugendzentrums Rolle, hinzu. Das hat sich vor allem bei einem Projekt im Vorfeld der Wahlen gezeigt: „Wir haben ,Zug der Zukunft‘ kreiert. Die Kinder sollten sich vorstellen, was sie als Politiker umsetzen würden. Das schreiben sie auf einen Zettel und werfen ihn in einen Wagon. Jeder Wagon des Zuges befasst sich mit einem anderen Thema, etwa Freizeit oder Schule“, erklärt Sandra Junge. „Da kamen echt interessante Dinge, vor allem die Schule betreffend, zusammen.“

Angelika Arndt ist von ihren Schützlingen überrascht: „Das fand ich erstaunlich. Das ging nicht in Richtung Party und Spaß, sondern da gab es Vorschläge wie mehr Aufsichtspersonen, bessere Pausennutzung und Renovierung der Schule.“ Um das politische Interesse der Kinder weiter zu fördern, wurden auch Politiker in die Rolle eingeladen. „Die Kinder sollen erfahren, wie es ist, mit einem Politiker zu sprechen. Sie sollen auch mal das Wahlprogramm hinterfragen“, sagt Josefina Rapmund und wird von Rolle-Leiterin Angelika Arndt ergänzt: „Aber auch die Politiker sollen was lernen. Sie sollen erfahren, was die Kinder wirklich wollen. Mit solchen Gesprächen wollen wir dem Vorurteil der Null-Bock-Generation entgegenwirken. Die Kinder interessieren sich schon für Politik, man muss sie nur behutsam an die Kleinen herantragen.“

Die eigentliche Wahl findet dann am Freitag, 4. März, statt. Das Organisatoren-Team der Rolle hat an mehreren Halberstädter Schulen angefragt, ob sie ihre Wahlurnen aufstellen dürfen. Die Wahlzettel stiftet der Jugendring Sachsen-Anhalt. Die Stimmen aller U18-Wahlzentren im Land werden nach der Wahl an den Jugendring zurückgeschickt.

Das Ergebnis beeinflusst die tatsächliche Landtagswahl zwar nicht, zeigt aber, wofür die Kinder und Jugendlichen im Land stehen. Josefina Rapmund sieht die Wahl auch als eine kleine Politik-Nachhilfe für die Jugendlichen: „Die Wahl ist wichtig, alleine aus pädagogischer Sicht. In Schulen und vielen Elternhäusern wird Politik oft nicht richtig vermittelt. Sie ist für unser tägliches Leben sehr wichtig. Immer nur meckern, aber nirgendwo teilhaben, bringt ja nichts.“ Am Abend nach der Wahl findet im Jugendzentrum in der Kurzen Straße in Halberstadt noch eine Wahlparty statt.

Das Jugendzentrum hat bereits mit diversen Kinder- und Jugend-Wahlen gute Erfahrungen gemacht. „2014 haben wir zum Beispiel die Europawahlen veranstaltet. Unser Partner war damals die Walter-Gemm-Schule in Halberstadt“, erzählt Angelika Arndt. „Damals haben etwa 120 Kinder an der Wahl teilgenommen.“ Auch in Zukunft will das Jugendzentrum U18-Wahlen organisieren: „Auch wenn der Jugendring uns nicht unterstützt, wie etwa zu Stadt- und Regionalwahlen, wollen wir die Kinder abstimmen lassen.“