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Jugendarrest Unglück entfacht Schulschwänzer-Debatte

Der Tod eines 15-jährigen Mädchens in Halle hat in Sachsen-Anhalt eine neue Debatte zum Umgang mit Schulschwänzern ausgelöst.

09.11.2018, 10:04

Halle (rk) l Ein 15-jähriges Mädchen ist am Donnerstagmorgen auf der Flucht vor der Polizei vom Balkon eines Wohnblocks in Halle gestürzt. Aus der 6. Etage. Am Ende kam jede Hilfe zu spät. Das tragische Unglück hat deutschlandweit für Aufsehen gesorgt. Weil die genauen Umstände noch immer unklar sind, aber auch weil der Grund für den Besuch der Polizisten eine neue Debatte über den Umgang mit Schulschwänzern ausgelöst hat.

Das Mädchen soll seit längerer Zeit die Schule nicht mehr besucht haben. Drei Beschlüsse des Amtsgerichts Halle auf Jugendarrest wegen Schulbummelei wollten die Beamten an diesem Donnerstagmorgen vollstrecken. Doch dazu kam es nicht.

 

Nach dem tödlichen Sturz hat die Polizeidirektion Sachsen-Anhalt Nord die Ermittlungen übernommen. Es sei eine übliche Vorgehensweise, dass die beteiligte Behörde nicht selbst ermittle, sagte eine Polizeisprecherin am Freitag in Magdeburg.

Die LINKE-Fraktion hat in einer Erklärung den Umgang mit Schulschwänzerei stark kritisiert. "Dieser tragische Unfall hätte verhindert werden können", heißt in dem Schreiben von Eva von Angern, Thomas Lippmann und Monika Hohmann. Schulschwänzerei dürfe nicht in den Jugendarrest führen. Statt Jugendarrest fordert die LINKE für betroffene Schüler Hilfsangebote und erzieherische Maßnahmen.

Erst im Juni 2018 hatte der Landtag ein neues Schulgesetz verabschiedet. Um den Jugendarrest als letztes Mittel künftig seltener anzuwenden, wurde beschlossen, Eltern ein Zwangsgeld aufzuerlegen, sollten diese nicht über die Schulpflicht ihrer Kinder wachen. Während die CDU den Jugendarrest als Ultima Ratio hält, hätten Grüne und SPD den Arrest gern komplett abgeschafft.

2017 kamen 187 Schüler wegen Schulschwänzens in den Jugendarrest.