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Kinder Alleinerziehende Mütter und ihr Kampf

Alleinerziehende wie die Magdeburgerin Maja Berghoff, haben es schwer, den Alltag zu bestreiten. Es hapert vor allem an Geld.

Von Janette Beck 03.08.2018, 01:01

Magdeburg l Der Kleine (5) ist beim Bolzen umgeknickt und fordert die volle Aufmerksamkeit auf seinen Schmerz. Der Große (7) braucht einen neuen Füller. Jetzt sofort – die Schule fängt ja bald wieder an. Außerdem ist kein Eis mehr im Gefrierfach. Und ein cooles Geschenk für den Geburtstag von Kita-Kumpel Max muss auch noch her ...

Maja Berghoff weiß mal wieder nicht, wo ihr der Kopf steht. Sie will weg. Einfach nur weg. „Manchmal wird mir alles zu viel und ich fühle mich wie im Hamsterrad: Allein gelassen und von der Gesellschaft abgehängt.“ In diesen schwachen Momenten frage sie sich schon mal: Und wer kümmert sich um mich? „Ich bin ja kein Roboter, sondern auch nur ein Mensch mit eigenen Bedürfnissen. Aber die stehen bei klassisch Alleinerziehenden nun mal ganz hinten an“, so die 35-Jährige, die den Vater ihrer Kinder 2015 vor die Tür gesetzt hat, nachdem sein Doppelleben aufflog. Derzeit besteht nur noch telefonischer Kontakt, für den Unterhalt könne der im Ausland lebende Ex-Partner selbst nicht aufkommen. „Seit der Trennung gibt es keinen Mann mehr in meinem Leben. Dafür bleibt einfach keine Zeit.“

Woran es neben Zeit für sich selbst oder einer Schulter zum Anlehnen hapert, ist Geld. Zwar sei die schlimmste Zeit, als sich die Magdeburgerin nach dem Beziehungs-Aus noch in Elternzeit befand, „und mit gesenktem Kopf zum Amt ging, und um Unterstützung zu bitten“ vorbei und abgehakt. Dennoch geht es der staatlich geprüften Übersetzerin wie 63 Prozent der Alleinerziehenden in Deutschland: Sie haben einer vom Statistischen Bundesamt gestern vorgestellten Studie nicht die Mittel, unerwartete Ausgaben in Höhe von 1 000 Euro zu bestreiten. Zum Vergleich: Im Bevölkerungsdurchschnitt sind es nur 30 Prozent aller Haushalte.

Knapp ein Drittel der alleinerziehenden Mütter hat laut Studie keine Arbeit – mehr als die Hälfte würde aber gern arbeiten. Maja Berghoff hat inzwischen einen Job, seit 2016 ist sie bei einer Exportfirma angestellt, der Vertrag läuft im Oktober aus. Eine Verlängerung scheint ausgeschlossen, da ihre Arbeit mehr Auslands-einsätze fordert. Doch mit den Kindern sei das nicht machbar. „Irgendwie geht‘s immer weiter.“

Im Moment gehen die 1400 Netto Gehalt plus Unterhaltsvorschuss von 300 Euro und Kindergeld für den Lebensunterhalt – Miete, Versicherungen, Hort- und Kita-Beitrag, Essen-Versorgung – fast komplett drauf. Was übrig bleibt, wird für den Urlaub gespart. „Einmal im Jahr, das muss sein“, sagt die Mutter. Staatliche Unterstützung wie etwa Wohngeld oder Kinderzuschlag gebe es nicht, „weil ich mit meinem Nettogehalt knapp über der Einkommensgenze liege“. Das Paradoxe an ihrer Situation: Würde sie nicht arbeiten, ginge es ihnen nicht viel schlechter. „Und ich würde ruhiger leben, statt krampfhaft zu versuchen, Beruf und Kinder unter einen Hut zu bekommen.“

Doch der Drang nach Selbstständigkeit und Selbstbestimmung lässt sie weiterkämpfen: „Ich will das alleine packen. Mir wäre ja schon geholfen, wenn ich flexibler arbeiten könnte und wir Alleinerziehende von der Gesellschaft mehr Akzeptanz erhalten würden.“ Meinung