Erneut Skimming-Opfer Konten von Sparkassen-Kunden in Anhalt-Bitterfeld geplündert
Bei mehr als 100 Kunden der Kreissparkasse Anhalt-Bitterfeld sind bis zu 1000 Euro von deren Konten verschwunden. Die dafür notwendigen Daten waren bei Skimming-Attacken im Sommer 2010 an drei Geld- automaten in Köthen und Aken angelesen worden. Weitere rund 100 Kunden bekommen neue EC-Karten, die bisherigen sind bereits gesperrt.
Zerbst/Köthen. Seit Ende voriger Woche haben mehr als 100 Kunden der Kreissparkasse Anhalt-Bitterfeld illegale Geldabhebungen von ihren Konten angezeigt. Die Transaktionen sind durchweg in den USA veranlasst worden, erklärte gestern ein Köthener Polizeisprecher. Von den betroffenen Konten wurden unterschiedlich hohe Beträge von bis zu 1000 Euro abgehoben. Opfer sind Sparkassenkunden aus den Gebieten Köthen und Aken.
Bereits im Jahr 2010 waren 350 Kunden im Raum Bitterfeld betroffen, im Frühjahr 2011 erneut rund 140 Kunden in Bitterfeld und in Zerbst. Damals kamen die illegalen Abbuchungen vornehmlich aus dem europäischen Ausland.
Nach Auskunft der Kreissparkasse Anhalt-Bitterfeld sind die illegalen Geldabhebungen durch Datenklau an mindestens 20 ihrer mehr als 50 Geldautomaten möglich geworden. Die Automaten waren mit spezieller, für den Benutzer unsichtbarer Datenlese- und Videotechnik ausgestattet. Die auf den Magnetstreifen der Karten enthaltenen Daten wurden zuweilen auch an Filialtüröffnern abgenommen. Eine Mini-Kamera nahe der Tastatur wurde dazu benutzt, die Geheimzahl zu erfahren. Mit diesen Daten wurden die Karten reproduziert und meist wenig später von anderer Stelle aus eingesetzt.
Die Daten der Anhalt-Bitterfelder Sparkassenkunden waren an Wochenenden im Juni und Juli 2010 ausgekundschaftet worden. "Es ist ein Indiz für hohe Professionalität, dass diese Daten offenbar in Tranchen eingesetzt werden", meinte der zuständige Kreissparkassen-Bereichsleiter Kai Fuckner. Bereits 2010 habe man die Geldautomaten mit schwer einsehbaren Tastaturen ausgestattet und die Türöffnung mittels Karte eingestellt.
Zu Wochenbeginn entschied der Sparkassen-Vorstand, auch die Karten aller potenziellen Opfer zu sperren. Mit Bekanntwerden des aktuell ersten illegalen Zugriffes konnte das Geldinstitut ermitteln, wann und wo die Kundenkartendaten illegal genommen worden waren. Wer am selben Tag denselben Automaten benutzte, gilt als potenzielles Opfer. "Der Kartentausch ist auch im Sinne unserer Kunden nötig, um weiteren Schaden abzuwenden. Auf diese Weise verhindern wir illegale Zugriffe mit reproduzierten Karten", so Fuckner. Aktuell sind neben den neuen Karten der rund 100 tatsächlichen Skimming-Opfer weitere rund 100 Kunden potenzielle Opfer, deren bisherige Karten seit gestern gesperrt sind. Dabei wird sogar in Kauf genommen, dass verreiste Kunden plötzlich mittellos dastehen.
Im Jahr 2011 verursachten Betrüger durch die Reproduktion und den Einsatz von EC-Karten in Deutschland bisher einen Schaden von rund 60 Millionen Euro. Wie das Bundes-kriminalamt weiter mitteilte, sind dies rund 20 Millionen Euro mehr als 2009. Zugleich verdoppelte sich die Zahl der registrierten Angriffe auf Geldautomaten auf 3183 Fälle. Etwa 190 000 Kartenkunden wurden Skimming-Opfer.