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Drohnentestzentrum ist fertig Krasse Entwicklung in Cochstedt: Vom Millionengrab zur deutschen Drohnen-Hauptstadt

Viele hatten den ehemaligen Militärflughafen im Salzland als Millionengrab abgeschrieben. Jetzt erstrahlt er als Forschungszentrum für unbemannte Luftfahrzeuge in neuem Glanz.

Von Antonius Wollmann 09.12.2025, 13:03
Reiner Haseloff mit DLR-Vorstandschefin Anke Kaysser-Pyzalla – und Drohnentest gestern in Cochstedt.
Reiner Haseloff mit DLR-Vorstandschefin Anke Kaysser-Pyzalla – und Drohnentest gestern in Cochstedt. Foto: dpa

Cochstedt. - Vom landespolitischen Sorgenkind zum Vorzeigeprojekt: Die Verwandlung des einst defizitären Flughafens Cochstedt (Salzlandkreis) zum Drohnentestzentrum des Deutschen Zentrums für Luft-und Raumfahrt (DLR) ist mit dem fertigen Umbau des alten Terminals zum Hauptgebäude der Forschungsstätte seit gestern offiziell abgeschlossen.

Damit einher ging die Einrichtung einer sogenannten Geozone als Kernstück der neuen Nutzung. Ab sofort ist es damit möglich, Drohnentestflüge mit Geräten zu starten, die schwerer als 25 Kilogramm sind. Bisher mussten bei diesen Flügen Sondergenehmigungen eingeholt werden. Diese komplizierten, häufig mehrmonatigen Verfahren gehören ab sofort der Vergangenheit an.

Ministerpräsident Rainer Haseloff (CDU) äußerte die Hoffnung, dass das Drohnentestzentrum „die Region voranbringt und den Innovationsstandort Sachsen-Anhalt dauerhaft stärkt“.

Drohnenabwehr im Fokus von Cochstedt

Geforscht wird in Cochstedt zur zivilen und militärischen Nutzung gleichermaßen. Großes Augenmerk wird man dabei auf die Drohnenabwehr legen. Die Entwicklung unbemannter Luftfahrsysteme habe sich massiv beschleunigt, sagte DLR-Vorstandsvorsitzende Anke Kaysser-Pyzalla.

Daraus resultierten neue Herausforderungen im Bereich der Sicherheit, zum Beispiel beim Schutz der Energieinfrastruktur. „Auch Flughäfen sind zunehmend von Zwischenfällen mit Drohnen betroffen“, so die DLR-Vorstandsvorsitzende.

Cochstedt solle insgesamt Schnittstelle zwischen Forschung, Behörden und Industrie werden – deutschlandweit sei das Zentrum in dieser Form einmalig, hieß es.

Drohnenzentrum in Cochstedt ist einmmalig

Viele Tests drehen sich um die Integration von Drohnen in den regulären Luftraum. Eine Anwendungsmöglichkeit ist dabei die Nutzung der Geräte als Flugtaxis etwa in Großstädten. Getestet werden laut DLR ebenfalls Antriebstechnik und Energiespeichertechniken.

Zuletzt simulierte der Energieversorger EnBW die Wartung von Offshore-Windkraftanlagen per Drohne. Erprobt wurde auf dem Gelände genauso die Medizinlogistikdrohne des Start-Ups Labfly, die bereits in Stendal Lieferungen von Apotheken ausgeflogen hat.

„Damit stärken wir die Innovationskraft unserer Wirtschaft bei einer wichtigen Schlüsseltechnologie“, sagte Kaysser-Pyzalla. „Drohnen bergen nicht nur potenzielle Gefahren, sondern bieten auch große Chancen, etwa bei der humanitären Hilfe in Krisengebieten oder nach Naturkatastrophen“, wies Wissenschaftsminister Armin Willingmann (SPD) auf einen weiteren Aspekt hin.

Ausbau der Drohnenforschung in Cochstedt ist das Ziel

Daher sei es wichtig, dass die Forschung in Cochstedt aufgestellt sei. Laut Willingmann, der einst die Kontakte zwischen DLR und der Landesregierung geknüpft hatte, haben sich die Vorteile des Standorts bereits international herumgesprochen. Zu den Partnern zählten die Weltraumorganisationen aus den Vereinigten Staaten (NASA), Japan (JAXA) und Kanada (CSA).

Cochstedt habe aber insbesondere in Hinblick auf die Drohnenabwehr noch ein viel größeres Potenzial als bisher. „Die bestehende Forschungsinfrastruktur in Kombination mit einem vollwertigen Flughafen kann zügig erweitert werden“, sagte Willingmann.

Das Land stehe fest dahinter, „wir brauchen aber ebenso Rückenwind aus Berlin, finanziell und politisch“, so der Minister. Er erinnerte daran, dass das Projekt Drohnentestzentrum zu Beginn nicht nur Unterstützer hatte.

Flughafen Cochstedt war zweimal insolvent

In der Landespolitik hatte es angesichts der problematischen Vorgeschichte große Vorbehalte gegenüber einer weiteren Nutzung des Flughafengeländes gegeben. Das DLR hatte den ehemaligen sowjetischen Militärflughafen 2019 mit Unterstützung des Bundes und des Landes-Wissenschaftsministeriums erworben und seitdem rund 20 Millionen Euro investiert.

Das Geld floss unter anderem in moderne Systeme für Kommunikation, Flugvermessung und Überwachung sowie neue Tower-Technik. Für Auf- und Ausbau des Standorts stellt das Wissenschaftsministerium bis 2029 zusätzlich rund 15,8 Millionen Euro zur Verfügung.

Vor der Übernahme durch die DLR waren Versuche gescheitert, Cochstedt als Verkehrsflughafen zu etablieren. Zwei Betreiber hatten wegen Unwirtschaftlichkeit Insolvenz anmelden müssen. Seite 4