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KriminalitätRazzia in Magdeburg bei FCM-Ultras

Die Polizei ist bei einer Razzia in Magdeburg gegen mutmaßliche Hooligans vorgegangen, die im Sommer mehrere S-Bahnen überfallen hatten.

Von Matthias Fricke 19.12.2018, 07:54

Magdeburg l Spezialkräfte der Bundespolizei gehen am frühen Mittwochmorgen auch im Stadtteil Stadtfeld in Stellung. In der zweiten Etage des Mehrfamilienhauses brennt noch kein Licht. Mit einer Ramme öffnen die maskierten Polizisten die verschlossene Wohnungstür und nutzen den Überraschungsmoment. Ein Beamter vor Ort: „Sie sind alle als Gewalttäter Sport bekannt, so dass wir auf Nummer sicher gehen müssen.“ Kurze Zeit später klicken bei den drei Bewohnern die Handschellen. Einer ist nur ein Zufallsfang. Gegen ihn liegt ein Haftbefehl wegen einer nicht bezahlten Geldstrafe vor.

Zeitgleich spielen sich an anderen Orten in Magdeburg ähnliche Szenen in sechs weiteren Wohnungen ab. Gegen die acht von neun angetroffenen jungen Männer hat das Amtsgericht Magdeburg einen Durchsuchungsbeschluss wegen des Verdachts des schweren Landfriedensbruchs ausgestellt. Der Leiter der Bundespolizeiinspektion für Kriminalitätsbekämfung in Halle, Markus Pfau, sagt später: „Wir haben damit in vier Monaten alle 13 Verdächtige aus dem Angriff auf eine S-Bahn in Barleben ausfindig machen können. Sie alle rechnen wir zur Ultra-Szene des FCM. Ein Großteil von ihnen ist bereits als Gewalttäter Sport bekannt.“ Sie agierten überschneidend aber auch in der Sprayer- und zum Teil auch linksextremen Szene.

Ausgangspunkt der Ermittlungen war der Überfall von Hooligans auf eine S-Bahn am 11. August am Bahnhaltepunkt Barleben. Die maskierten Angreifer sprangen aus den Gebüschen, warfen Reifen auf die Gleise und hinderten die S-Bahn an der Weiterfahrt. Sie zogen die Notbremse und versprühten Reizgas, so dass ein Fahrgast und zwei Bahnmitarbeiter verletzt wurden. Dann besprühten sie die Wagen und versetzten die mehr als 40 Fahrgäste in Angst und Schrecken. Einige filmten aber die Männer mit ihren Handys, so dass später auch öffentlich nach ihnen gefahndet werden konnte. Vier der Täter konnten noch in der Nähe gefasst werden. Zuvor hatte es schon einen ähnlichen Sprayer­überfall am 7. August in Biederitz auf eine S-Bahn gegeben. In Buckau folgte am 16. August ein weiterer Angriff. Dort konnte auch ein inzwischen 33-Jähriger festgenommen werden, der an beiden Überfällen beteiligt gewesen sein soll und inzwischen in Untersuchungshaft sitzt.

Im September gründete sich die Sonderkommission „Maskenball“ mit sieben Ermittlern. Sie fügten die Mosaiksteine zusammen und vernahmen mehr als 50 Zeugen. Dies führte am Ende zu den Durchsuchungen am gestrigen Mittwoch. Dabei stellten die Polizisten Beweise wie Bekleidungs- und Vermmungsgegenstände Computer, Telefone Farbspraydosen und Reizgas sowie Pfefferspray sicher. Neben verbotenen Waffen fanden die Polizisten auch Schlagringe, Elektroschocker und Springmesser sowie Drogen und illegale Pyrotechnik.