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Zug-AngriffHooligan-Überfall offenbart neue Masche

Der Hooligan-Überfall auf eine S-Bahn in Magdeburg war ganz offensichtlich geplant. Die Täter sollen den Überfall auch selbst gefilmt haben.

Von Manuel Holscher 13.08.2018, 19:16

Magdeburg l Nach dem Hooligan-Überfall am S-Bahn-Haltepunkt Barleber See in Magdeburg gehen die Ermittler der Bundespolizei von Profilierungssucht als Motiv aus. Das sagte am Montag Chris Kurpiers, Sprecherin bei der Bundespolizei. Die Täter sollen den Überfall auch selbst gefilmt und kurzzeitig über ein soziales Netzwerk ins Internet gestellt haben, um damit anzugeben. Kurpiers sprach in diesem Zusammenhang sogar von einer bundesweit neuen Masche.

„Ähnliche Vorfälle gab es auch in Dortmund und Rostock“, sagte die Sprecherin. Auch in der Nähe von Magdeburg kam es erst vor wenigen Tagen am 7. August zu einen solchen Fall am Bahnhof Biederitz bei Magdeburg. Die Polizei geht inzwischen davon aus, dass daran die gleichen Täter beteiligt waren. Sechs Vermummte sprangen damals an eine haltende S-Bahn und besprühten diese auf einer Fläche von 30 Quadratmetern mit einem FCM-Logo und dem Schriftzug APK. Diesen hatten auch die Täter des aktuellen Überfalls an die S-Bahn am Barleber See gesprüht. Wofür die Abkürzung APK steht, konnte die Polizei am Montag nicht sagen. Gerüchte sprechen von einem „Anti-Polizei-Kommando“.

Veröffentlicht wurde am Montag auch ein Video von Reisenden (siehe nebenstehende Bilder) aus der S-Bahn, aufgenommen während des Überfall am Sonnabend gegen 18.40 Uhr. Die erschreckenden Bilder zeigen auch den Angriff eines der Gewalttäter, der vermutlich mit Reizgas durch die offene Tür der S-Bahn sprühte, um die Reisenden in Schach zu halten.

Dabei wurden zwei Bahn-Mitarbeiter und ein Reisender verletzt. Die anderen weiteren 40 Reisenden kamen mit dem Schrecken davon.

Nach Angaben der Ermittler war der Überfall ganz offensichtlich geplant. Die zehn bis 12 vermummten Personen sprangen plötzlich aus dem Gebüsch auf den Bahnsteig und hatten zuvor Reifen auf die Schiene geworfen, um den Zug an der Weiterfahrt zu hindern. Mindestens einer von ihnen sprang in den Zug und betätigte die Notbremse, währen die Komplizen großflächig den Waggon mit den Schriftzügen „FCM“ und „APK“ einsprühten.

Die vier auf der Flucht gefassten Verdächtigen im Alter von 22 bis 37 Jahren konnten inzwischen vernommen werden, befinden sich inzwischen aber wieder auf freiem Fuß. Einer von ihnen war der Polizei bereits als "Gewalttäter Sport" aus der FCM-Szene bekannt. Dass ein Täter einen FCM-Schal und eine Mütze des Vereins trug, sei für FCM-Geschäftsführer Mario Kallnik kein Indiz dafür, dass es sich um einen Anhänger des Clubs handelt. „Wir reden hier über Vandalismus von Hooligans, die der Fanszene zugeordnet werden. Das hat aber überhaupt nichts mit dem FCM zu tun“, so Kallnik. „Für mich sind das kriminelle Machenschaften, die im höchsten Maße zu verurteilen sind. Das ist aber weit von FCM-Fans und dem 1. FC Magdeburg entfernt.“

Die Bundespolizei ermittelt nach dem Überfall am Sonnabend wegen schwerem Landfriedensbruchs, gefährlicher Körperverletzung (wegen des Reizgas-Angriffs), wegen Sachbeschädigung, des Missbrauchs von Notrufeinrichtungen, dem Verdacht auf Freiheitsberaubung sowie des gefährlichen Eingriffs in den Bahnverkehr.