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Kriminalität Straftaten in Shisha-Bars nehmen zu

Die Straftaten in Shisha-Bars sind nach LKA-Angaben gestiegen. Sie hat sich von 2017 auf 2019 fast verdoppelt - von 43 auf 75 pro Jahr.

Von Matthias Fricke 07.10.2020, 01:01

Magdeburg l Mehr als 300 Polizisten haben Ende November 2019 zum wiederholten Mal Shisha-Bars in Schönebeck (Salzlandkreis) und Umgebung durchsucht. Im Visier der Razzia der Polizeiinspektion Magdeburg und des Landeskriminalamtes (LKA): Insgesamt neun Verdächtige aus der Türkei, Syrien und Deutschland. Inzwischen ist der 40-jährige Betreiber der Shisha-Bar „Da Vinci“ in Schönbeck zu einer Freiheitsstrafe von vier Jahren verurteilt worden. In der Shisha-Bar hatten die Ermittler kiloweise Drogen sowie Tausende Euro Bargeld gefunden. Eine mitangeklagte 40-jährige Frau mit türkischen Wurzeln, ist zu zwei Jahren auf Bewährung verurteilt worden. Sie soll ebenfalls eine Bar in Schönebeck betrieben haben und verkaufte „gelegentlich“ Drogen für ihren Bekannten.

Solche Drogen-Verfahren gibt es zunehmend. Bekanntester Fall: Der Prozess gegen den sogenannte Paten von Magdeburg. Der 36-jährige Libanese Abd M. ist Ende Juli zu sieben Jahren und zehn Monaten Haft wegen bewaffneten Drogenhandels im schweren Fall verurteilt worden. Auch er soll aus der Shisha-Bar heraus mit den Drogen im großen Stil gehandelt haben. Bewaffnet war er mit einem Sturmgewehr AK 47, so das Gericht.

Laut Landeskriminalamt (LKA) gab es im vergangenen Jahr 75 Straftaten in Shisha-Bars. 2017 waren es noch 43 Fälle. Oft spielten Drogendelikte oder Steuerstraftaten eine Rolle. Die häufigsten Fälle gab es im Salzlandkreis (26), gefolgt von den kreisfreien Städten Magdeburg (14) und Halle (14). Die meisten Shisha-Bars gibt es laut Landesverwaltungsamt hingegen in Halle (13). In Magdeburg und im Salzlandkreis sind es jeweils fünf. Nach Angaben von LKA-Sprecher Michael Klocke ist der Trend dieses Jahr leicht rückläufig. Er sagt aber: „Dafür dürften aber die Corona-Einschränkungen im ersten Halbjahr verantwortlich sein.“ Weil Shisha-Bars in der Tatort-Statistik nicht immer extra als solche ausgewiesen sind, kann die Zahl auch noch höher liegen.

Der Bund Deutscher Kriminalbeamter (BDK) sieht die Entwicklung mit Sorge. „Die Shisha-Bars werden inzwischen immer häufiger als Brückenköpfe für organisierten Drogenhandel genutzt“, sagt BDK-Landessprecher Hanno Schulz. Oft habe man festgestellt, dass diese Bars Logistik-Sammelpunkte sind und nicht selten der Geldwäsche dienen. Er warnt auch vor zunehmender Clan-Kriminalität.

Diese soll es laut Innenministerium in Sachsen-Anhalt so gar nicht geben. LKA-Sprecher Michael Klocke: „Es liegen nur verwandtschaftliche und persönliche Beziehungen einzelner, hier ansässiger Familien zu polizeilich bekannten Großfamilien aus anderen Bundesländern vor.“ Uwe Bachmann, Landeschef der Gewerkschaft der Polizei (GdP): „Man muss jetzt aufpassen, dass sich die Shisha-Bars nicht zum Hot-Spot der Clan-Kriminalität entwickelt.“ In Moment könne man noch, nur in einzelnen Shishabars davon sprechen, dass dort clanähnliche Strukturen eine Rolle spielen.