1. Startseite
  2. >
  3. Sachsen-Anhalt
  4. >
  5. Mode findet immer einen Weg

Label Mode findet immer einen Weg

Das Label „Lady Caro Lynn“ aus Magdeburg. Kunden, die derzeit nicht zu Carolin Goldmann kommen können, werden im digitalen Atelier beraten.

Von Manuela Bock 23.05.2020, 01:01

Bitte eine mit Fischen, eine mit Spiderman oder lieber mit Blümchen: Was derzeit entsteht, wenn Carolin Goldmann Zeit hat, um sich an ihre Nähmaschine zu setzen, hätte sie sich noch vor kurzem nicht träumen lassen. Nasen- und Mundschutz zu nähen, hat die Modedesignerin zunächst von sich ferngehalten. Als dreifache Mutter muss sie haushalten mit den Stunden, die sie sich fürs kreative Arbeiten abzwacken kann.

Drei Söhne überbieten sich im Eigenheim dabei, wer am lautesten sein kann. Der jüngste ist sechs Monate alt, der älteste im Grundschulalter. Zeit zum Entwerfen und Nähen bleibt wenig auf dem Dachboden. Dorthin zieht sich die Modedesignerin zurück, wenn die Jungs schlafen oder ihr Mann Freiraum verschafft. Dann setzt sie sich in ihr Reich. Hier entsteht, womit sich die Magdeburgerin seit knapp zwölf Jahren mit dem Label „Lady Caro Lynn" einen Namen macht.

Carolin Goldmann entwirft nicht nur, sie schneidert auch selbst. Derzeit ist die 32-Jährige im Babyjahr und hat „extra nicht so viele Aufträge angenommen". „Aber ganz ohne Mode, das geht nicht", sagt sie, „schon allein, weil ich selbstständig bin, da kann ich nicht plötzlich komplett aufhören." Drei Brautkleider und einige Einschulungsoutfits will sie bald nähen. Und sie verschickt weiter Kleider, wenn Anfragen kommen für Fotoshootings in Paris, Miami oder Los Angeles. „Meine Kleider reisen mehr als ich", sagt sie. Dass ihre Kreationen prominent gebucht werden, liegt vor allem an Micaela Schäfer. Das Nacktmodel hat die Roben von „Lady Caro Lynn" bereits auf vielen roten Teppichen präsentiert. Aber das ist nicht alles. Derzeit schon gar nicht.

Jetzt näht die Designerin Masken. 150 Stück sind in Arbeit. „Erst haben Freunde angefragt, dann eine Stammkundin, die für ihre Firma besondere Masken wollte. Da konnte ich nicht nein sagen, und ich helfe damit", so Carolin Goldmann. Endlich kann sie verwenden, was sie seit Jahren hortet: bunte Stoffreste. Positive Fetzen der Vergangenheit. Wenn sie unter der Nadel liegen, falle ihr meist ein, was aus dem „großen Rest" geworden ist, sagt Carolin Goldmann. Blusen, Röcke, Abend- und Hochzeitskleider, Kindermode, Jugendweihe- und Konfirmationsroben, Showoutfits. Kollektionen. Fast alles Unikate. Ihre Kundschaft kommt aus der Region, aber auch aus München, Hamburg oder Berlin. Mit viel Fleiß hat sie sich diesen Status erarbeitet.  Eine Webseite, Facebook, Instagram nutzt sie schon lange. Sie war auf Messen unterwegs, organisierte ihre eigenen Veranstaltungen.

Ihre Mode kommt aus einer Stadt, die nicht dafür bekannt ist, modische Trends zu setzen. „Meine Mode ist sehr exklusiv, immer passend zur Person", sagt die Magdeburgerin. In einer Zeit, wo sich die Welt auf Abstand hält, kann Carolin Goldmann verstärkt auf das zurückgreifen, was sie schon praktiziert: moderne Kommunikation. Wer nicht zu ihr kommen kann, den holt sie digital zu sich auf den Dachboden. Sie schickt eine Datei, in der erklärt wird, wie man richtig Maß nimmt. Per Skype oder über WhatsApp nimmt sie Blickkontakt auf, das Modestück geht per Post auf die Reise. Es wird anprobiert, kommt zurück, sie macht es fertig. „Das klappt super", sagt die Designerin. Das Mädchen, das sich in Wiesbaden gerade über ein Einschulungskleid freut, hat sie nie persönlich gesehen. Eigentlich würde sie im Frühjahr Abiballkleider, Jugendweihe-Outfits nähen und Konfirmanden einkleiden. Im Babyjahr hat sie das für sich ausgeschlossen, dass jetzt Corona die großen Termine so vage werden lässt, bekümmert Carolin Goldmann trotzdem. Am liebsten würde sie gleich für alle etwas entwerfen. Ideen gibt es genug. Sie sammelt sie in einem Notizbuch. Ein paar Striche, Gedanken. Das ist der Stoff, aus dem ihre Design-Träume gewebt sind. Die könnten auch bald in einer  Boutique in Berlin angeboten werden. „Das wäre wieder etwas Neues", sagt sie, auch, dass bei ihr „noch einige verrückte Kleider im Kopf hängen".

Familie und Job müssen unter einen Hut passen, meint sie. Und momentan füllen sowieso viele Masken ihr Atelier. Ein Teenager hat eine „coole" bestellt. Die pinkfarbene mit der schwarzen Glitzerschrift ist fertig. Ein Fotograf hat ein Kleid und eine Maske dazu bestellt. „Gesichtsmasken passend zum Outfit, das wird wohl erstmal bleiben. Mode findet immer einen Weg", sagt sie.