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Altlast in der Altmark Bergamt genehmigt Einkapselung von Giftmüll in Brüchau

Nach jahrelangem Gezerre über die Sanierung der Giftschlammgrube in der Altmark hat das Landesbergamt die Einkapselung der Altlast vor Ort genehmigt. Bürger reagieren verärgert. Am Sonntag wollen sie protestieren.

Von Alexander Walter Aktualisiert: 14.08.2025, 16:02
Blick auf dei Giftschlammgrube Brüchau im Altmarkkreis Salzwedel: Das Bergamt hat die Sanierung der Giftschlammgrube genehmigt.
Blick auf dei Giftschlammgrube Brüchau im Altmarkkreis Salzwedel: Das Bergamt hat die Sanierung der Giftschlammgrube genehmigt. Foto: Andreas Stedtler

Magdeburg - Der Inhalt der Giftschlammgrube Brüchau in der Altmark kann vor Ort bleiben. Das Landesbergamt (LAGB) hat am Donnerstag die vom Betreiber Neptune Energy beantragte Sanierung der Grube per Abdichtung und Einkapselung des Giftmülls genehmigt. Darüber informierte die Behörde per Mitteilung. Eine vom Landtag 2020 beschlossene, vollständige Beräumung der Grube - bekannt als Auskofferung - ist damit vom Tisch.

Die Prüfung der von Neptune vorgelegten Unterlagen hat keine Versagensgründe ergeben.

Uwe Schaar, Präsident Landesbergamt

In der zum Erdreich hin undichten, ehemaligen Tongrube lagern rund 100.000 Tonnen Giftmüll, darunter Quecksilber, Säuren, Zyanide und Arsen, aber auch radioaktive Stoffe. „Die rechtliche und technische Prüfung der von Neptune vorgelegten Unterlagen wie auch die Auswertung der vorliegenden Stellungnahmen hat keine Versagensgründe ergeben“, begründete Bergamtspräsident Uwe Schaar die Entscheidung. „Die Zulassung war somit zu erteilen“, ergänzte er.

100.000 Tonnen Giftmüll - darunter Quecksilber, Säuren, Arsen, Cyanide

Inhalt der Pläne von Neptune Energy ist laut LAGB der sichere Einschluss der abgelagerten Abfälle am Standort. Dazu soll die Grube zum Erdreich hin abgedichtet werden, der Müll wird schrittweise herausgeholt, zwischengelagert und von Flüssigkeiten befreit. Anschließend kommt er zurück in die Grube. Am Ende soll die Anlage auch zur Oberfläche hin versiegelt werden. Mögliche Grundwasserbelastungen sollen auch nach der Sanierung beobachtet werden.

So soll die Giftgrube in Brüchau saniert werden.
So soll die Giftgrube in Brüchau saniert werden.
Grafik: MRM/Kroschel

Alle Arbeiten könnten bis 2028/29 abgeschlossen, teilte das Bergamt mit. Neptune Energy begrüßte die Entscheidung: „Die Weichen sind gestellt“, teilte das Unternehmen mit. „Die Einkapselung vor Ort ist eine technisch hochwertige Lösung, die eine zentrale DDR-Altlast in der Altmark dauerhaft sichern wird“, sagte Geschäftsführer Andreas Scheck. Die Sanierung erfülle alle Anforderungen an den dauerhaften Schutz von Bevölkerung, Natur und Umwelt. Die Sanierung soll laut Neptune rund 32 Millionen Euro kosten, zur Kostenverteilung sei mit dem Land ein „einheitliches Verständnis“ erzielt worden.

Mir kommt die Entscheidung wie eine Panikhandlung des LAGB vor.

Christfried Lenz, Bürgerinitiative Saubere Umwelt und Energie Altmark

Bürger reagierten verärgert: „Mir kommt die Entscheidung wie eine Panikhandlung des LAGB vor“, sagte Christfried Lenz, von der Bürgerinitiative „Saubere Umwelt und Energie Altmark“. Das Bergamt scheue die Auseinandersetzung mit Sachargumenten des Unternehmens Econ Industries.

Firma will Giftmüll Quecksilber entziehen und die Reste in Deponien verbringen lassen

Die Firma hatte angeboten, auch dem hoch belasteten Teil des Giftmülls vor Ort das Quecksilber soweit zu entziehen, dass dieser in Untertagedeponien verbracht werden kann. Das LAGB hatte zuletzt dazu erklärt, ihm lägen keine Belege für den Erfolg des Verfahrens von Econ Industries vor.

Untersuchungen hatten spätestens 2020 Lecks am Grund der Grube nachgewiesen. Der Landtag hatte sich daraufhin einstimmig für die Auskofferung der Grube ausgesprochen, so auch der damalige Wirtschaftsminister Armin Willingmann (SPD). Auf Anordnung des LAGB hatte Neptune danach einen Sanierungsplan erstellt, aber darauf verwiesen, dass eine Auskofferung wegen fehlender Entsorgungswege für 27.000 Tonnen hoch belasteten Giftmüll nicht infrage komme.

Demonstration am Sonntag, 17. August, in Brüchau

Für Sonntag haben Bürger und Politiker in Brüchau zu einer Demo gegen die Pläne von Neptune Energy aufgerufen. Start ist um 10 Uhr. Die Genehmigung des LAGB ändere nichts an den Plänen, sagte Christfried Lenz. Erwartet werden unter anderem die Landtagspolitiker Wulf Gallert (Linke), Dorothea Frederking (Grüne), der Bürgermeister von Kalbe/Milde, Christian Pietsch sowie der Vorsitzende des Kreistags des Altmarkkreises, Michael Ziche (CDU). Die Grünen im Landtag kritisierten den Zeitpunkt der Genehmigung – kurz vor der Demo und trotz vorgestellter Alternativen.