Depression Immer mehr Fehltage in Sachsen-Anhalt wegen psychischer Erkrankungen
Krankschreibungen wegen Angst oder Depressionen haben in Sachsen-Anhalt stark zugenommen. Die Krankenkassen zählen psychische Erkrankungen inzwischen zu den häufigsten Gründen für Arbeitsausfall.
Magdeburg. In Sachsen-Anhalt haben die Fehltage durch psychische Erkrankungen, wie Angst oder Depressionen seit 2010 stark zugenommen. Das geht aus einer Auswertung der Techniker-Krankenkasse (TK) hervor. Die Zahl der Ausfalltage je 100 Erwerbstätigen nahm demnach zwischen 2010 und 2020 von 190 auf 334 zu. Das Land rangiert damit anders als noch 2010 deutlich über dem Bundeswert von rund 300 Fehltagen. Zugleich rücken bei TK-Versicherten psychische Erkrankungen innerhalb des Landes auf Rang 2 der häufigsten Diagnosen als Ursache hinter Krankheitsausfalltagen vor. Auf Platz 1 stehen weiter Erkrankungen des Muskel- und Skelettsystems (364 Fehltage), auf Platz 3 Krankheiten des Atmungssystems (294).
Grundlage der Auswertung sind Daten von bundesweit 5,4 Millionen TK-Versicherten, darunter 64.000 aus Sachsen-Anhalt. TK-Sprecherin Elke Proffen sagte: Hinter dem Trend stehe vermutlich ein Mix aus verschiedensten Ursachen. So gebe es ein verändertes Bewusstsein in der Gesellschaft: „Psychische Erkrankungen haben ein wenig von ihrem früheren Stigma verloren.“ Proffen verwies auf Schicksale, wie das des an einer Depression erkrankten Fußball-Torhüters Robert Enke. Sein Suizid hatte 2009 bundesweit die Aufmerksamkeit für das Thema erhöht.
Belastungen durch Lockdown
Auch eine gestiegene Aufgabendichte im Job sowie Pendeln kämen als Ursache in Betracht, so Proffen. Die Notwendigkeit zum Job zu pendeln, gilt als ein Risikofaktor für psychische Überlastung, in Sachsen-Anhalt pendeln besonders viele Menschen zur Arbeit. Allein knapp 144.000 Auspendler waren es 2019. TK-Leiterin Steffi Suchant forderte Firmen auf, die betriebliche Gesundheitsvorsorge neben der Prävention von körperlichen verstärkt auf psychische Erkrankungen auszudehnen.
Auch die Pandemie belastet die Menschen offenbar erheblich: Laut einer Studie der Stiftung Deutsche Depressionshilfe mit 5100 Befragten vom Februar erlebten 79 Prozent der Deutschen den zweiten Lockdown als bedrückend, im ersten waren es noch 59 Prozent. Fast die Hälfte (46 Prozent) empfand Mitmenschen im zweiten Lockdown als rücksichtslos (im ersten 40 Prozent). Jeder Dritte hatte Sorgen um seine Zukunft im Job. Ein Viertel der Befragten fühlte sich familiär belastet (im ersten Lockdown: 16 Prozent).