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Anstieg von Zusatzbeiträgen Krankenkassen in Sachsen-Anhalt fordern „Sofortprogramm“ für finanzielle Entlastung

GKV-Spitzenverband: Andernfalls gehen die Zusatzbeiträge im nächsten Jahr „durch die Decke“.

Von Alexander Walter 19.05.2025, 22:12
Der durchschnittliche Zusatzbeitrag für die gesetzliche Krankenversicherung ist in Sachsen-Anhalt seit 2015 bereits von 0,83 auf 2,5 Prozent gestiegen.
Der durchschnittliche Zusatzbeitrag für die gesetzliche Krankenversicherung ist in Sachsen-Anhalt seit 2015 bereits von 0,83 auf 2,5 Prozent gestiegen. Foto: Jens Kalaene/dpa-Zentralbild/dpa

Magdeburg - Krankenkassen in Sachsen-Anhalt fordern wegen der kritischen Finanzlage der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) schnelle Schritte zur Ausgabenbegrenzung im Gesundheitssystem: „Die GKV benötigt ein Sofortprogramm, das schnell für finanzielle Entlastung sorgt, zum Beispiel durch eine Erhöhung des Herstellerabschlags bei Arzneimitteln und eine Senkung der Mehrwertsteuer auf Arzneimittel“, sagte Steffi Suchant, Leiterin der Landesvertretung der Techniker Krankenkasse (TK) der Volksstimme. Eine von Union und SPD im Koalitionsvertrag für den Bund vereinbarte Kommission, die ihre Vorschläge erst bis 2027 erarbeiten soll, reiche nicht.

Die GKV benötigt ein Sofortprogramm, das schnell für finanzielle Entlastung sorgt.

Steffi Suchant, Leiterin Landesvertretung Techniker Krankenkasse (TK)

Besorgniserregend bewertet auch die AOK die Lage: Kostentreiber seien vor allem die Ausgaben für Krankenhausbehandlungen und für Arzneimittel, sagte Sprecherin Anna-Kristina Mahler. Inflation und Lohnerhöhungen schlügen zusätzlich zu Buche.

GKV: Akuttherapie notwendig, „andernfalls gehen Kassenbeiträge durch die Decke“

Zuvor hatte auch der GKV-Spitzenverband die neue Bundesgesundheitsministerin Nina Warken (CDU) zu raschem Handeln aufgefordert. „Es braucht jetzt eine Akuttherapie, sonst gehen zum nächsten Jahreswechsel die Krankenkassenbeiträge durch die Decke“, warnte GKV-Vorstandschefin Doris Pfeiffer.

Mit der vollständigen Finanzierung dieser Leistungen aus Steuermitteln könnte die neue Bundesregierung ad hoc einen sehr wichtigen Beitrag zur Stabilisierung der Beitragssätze der Kranken- und Pflegeversicherung leisten.“

Axel Wiedemann, Barmer-Landesgeschäftsführer

Auch Barmer-Landesgeschäftsführer Axel Wiedemann sagte: Es bedürfe „dringend einer Stabilisierung durch ausgabenbegrenzende Maßnahmen“. Besonders problematisch seien ausgabenseitig versicherungsfremde Leistungen wie die Krankenversicherungskosten für Bürgergeldempfänger oder pandemie-bedingte sachfremde Aufwendungen der Pflegeversicherung. „Mit der vollständigen Finanzierung dieser Leistungen aus Steuermitteln könnte die neue Bundesregierung ad hoc in einer Größenordnung von rund 15 Milliarden Euro einen sehr wichtigen Beitrag zur Stabilisierung der Beitragssätze der Kranken- und Pflegeversicherung leisten“, sagte Wiedemann.

Linke: Zusatzbeitrag in Sachsen-Anhalt binnen zehn Jahren verdreifacht

Ministerin Warken hatte im Bundestag bereits schnelle Schritte angekündigt. Der Bund will seine Steuergeld-Zuschüsse in Höhe von 800 Millionen Euro an den Gesundheitsfonds – aus dem die Krankenversorgung bezahlt wird – in diesem Jahr zudem auf Mai vorziehen. Laut Antwort der Landesregierung auf eine Anfrage der Linken sind die Zusatzbeiträge der GKV in Sachsen-Anhalt seit 2015 massiv gestiegen, besonders deutlich 2025. So lag der durchschnittliche Zusatzbeitrag 2015 noch bei 0,83 Prozent, aktuell liegt er bei 2,5 Prozent. Linke-Sozialpolitikerin Nicole Anger sprach von einem „sozialpolitischen Skandal“.